Unser Mitarbeiter Patrick Krause, selbst aktiver und begeisterter Feuerwehrmann hat heute für uns die tradtionelle Pfingstübung der Feuerwehr Girkhausen besucht. Seine dort gesammelten Eindrücke hat der begeisterte Fotograf und Texteschreiber uns sehr detailliert übermittelt. Um genau diese Eindrücke an Euch, liebe Leser, originalgetreu weiter zu geben, haben wir uns bewusst entschieden, den Bericht nicht zu kürzen, oder zu verändern.
Euch also nun viel Spaß beim Lesen des vor Ort-Berichts und dem Betrachten der Fotos von unserem Mitarbeiter Patrick Krause.
- Matthias Böhl, 112-Magazin -
GIRKHAUSEN. Es ist Pfingstmontag, viele Leute schlafen noch, da Pfingstmontag ein Feiertag in der Bundesrepublik Deutschland ist. Nur wenige Leute müssen heute, an diesem Feiertag, arbeiten. Zum Beispiel Krankenschwester und Ärzte, so sind wir auch an einem Feiertag bestens medizinisch versorgt, falls uns etwas passieren sollte.
Bäcker und Mitarbeiter der Bäckerei, damit wir frische Brötchen am Frühstückstisch haben Tankstellenmitarbeiter, damit wir damit wir unseren Feiertagsausflug mit dem Auto unternehmen können, Restaurant / Café -Betreiber und deren Mitarbeiter, damit wir nachmittags einen Kaffee und ein Stück Kuchen essen können, oder Mittags bzw. Abends gemeinsam mit der Familie Essen gehen zu können. Natürlich gibt es noch viele andere Berufe, die man hier aufzählen könnte. Zusammengefasst die meisten Leute schlafen noch im Wittgensteiner Land. Jedoch nicht in Girkhausen ! Viele der knapp 900 Dorfbewohner, egal ob Schüler, Arbeiter oder Rentner, waren bereits am frühen Morgen gegen 07:30 Uhr auf den Beinen, um sich den schönsten und besten Platz aussuchen, damit sie die Pfingstübung ihrer Orts eigenen Löschgruppe und den eingeladenen Löschgruppen aus Siegen – Wittgenstein und den benachbarten und angrenzenden Sauerland zu beschauen zu können.
Ebenfalls gegen 7:30 Uhr sammelten sich die teilnehmenden Feuerwehrkräfte am Sportplatz in Girkhausen, welcher Ortseingang kommend von Bad Berleburg befindet. Dort im so genannten Bereitstellungsraum haben sich alle teilnehmende Kräfte gesammelt.
Mittlerweile ist es 08:00 Uhr in der Früh in Girkhausen. Nun werden auch die letzten Bewohner Girkhausens geweckt, denn die immer noch funktionsfähige Sirene heult auf. Dies war der Alarm für die wartenden Einsatzkräfte, welche im Bereitstellungsraum am Sportplatz von Girkhausen warteten.
Nun ging es mit Blaulicht und Martinshorn über die Straße " In der Odeborn", L 721 in Richtung Ortsmitte Girkhausens. Einsatzadresse war der Schulze Hof, welcher sich auf halben Weg zwischen Abbiegung Hauptstraße (Girkhausen in Richtung Züschen / L 721) zur Skihütte liegt.
Am Schulze Hof angekommen stellten sich für die Kameraden und Kameradinnen folgende Aufgaben: Menschenrettung und Brandbekämpfung aus dem landwirtschaftlichen Anwesen, eine ABC – Lage unterhalb des Anwesen und die Wasserversorgung von der Odeborn bis hoch zum Schulze Hof aufzubauen, sowie eine Technische Hilfeleistung.
Für die Löschgruppen aus Girkhausen, Schüllar –Wemlighausen, Langewiese (Hochsauerlandkreis – HSK) und Raumland ging es darum, unter schwerem Atemschutz zur Menschenrettung in den Stall des Schulze Hofes vorzugehen und die vermissten Personen zu retten und anschließend die Brandbekämpfung einzuleiten. Voll ausgerüstet mit Umluft unabhängigem Atemschutzgerät, Axt, Leinen, C-Rohr, und der schweren, dicken flamm schützenden Feuerwehrkleidung ging es bei bereits 18 Grad Außentemperatur in den frühen Morgenstunden kriechend und in geduckter Haltung in den Stall vor. Die Menschenrettung wurde, trotz der Sichteinschränkung der Atemschutzmaske, ebenfalls durch eine Nebelmaschine erschwert, die den riesigen Stall vollkommen vernebelte. Jedoch konnten alle „Verletzten Personen“, die von der Jungendfeuerwehr Girkhausen dargestellt wurden, aus dem Stall gerettet werden. Anschließend konnte die Brandbekämpfung mit 7 C-Rohren im Innen- und Außenangriff vorgenommen werden. „So wurden über 38600 L Löschwasser verbraucht.“, hieß es von der Übungsleitung vor Ort.
Zum landwirtschaftlichen Anwesen, welches etwas abgelegen vom Dorf steht, musste eine mehrere hundert Meter lange Wegstrecke an Schläuchen verlegt werden, sodass genügend Löschwasser vor Ort war. In der Nähe befindet sich kein Löschteich, kein Bach, oder ähnliches, woraus über anderem Wege man hätte Löschwasser beziehen können. So blieb nur noch die durchs Dorf fließende Odeborn, für die Übungsteilnehmenden. Die Löschgruppe Girkhausen stellte ihr Löschgruppenfahrzeug zur Wasserentnahme aus der Odeborn an die so genannte „Schmeichelsbrücke“, die sich in der Nähe des ehemaligen Sägewerks Florin befindet. Innerhalb von gerade einmal 28 Minuten wurde eine stabile Wasserversorgung über mehrere hundert Meter bergauf von der Wasserentnahme an der Odeborn bis hoch auf dem Berg zum Schulze Hof aufgebaut.
Die lange Wegstrecke musste mehrmals durch tragbare, aber auch fest eingebaute Fahrzeugpumpen, die die Löschgruppe Dotzlar aufstellte, bzw. per Fahrzeug unterbrochen werden, damit der Wasserdruck in der gesamten Leitung stabil bleibt und oben auf dem Berg am Unglücksort ankommt.
Ebenfalls hat sich unterhalb des landwirtschaftlichen Gestütes ein ABC Unfall ereignet, wo die Kameraden und Kameradinnen aus Aue-Wingeshausen sowie die Männer und Frauen aus Bad Laasphe mit ihrer Spezial - Komponente ABC (Atom - Biologie - Chemie) ihr Können zeigen und unter Beweis stellen konnten. Die ABC - Komponente kommt dann zum Einsatz, wenn eine größere Gefahr für Menschen, Tiere und oder Umwelt besteht. Aus einem verunfallten Transporter lief von der Ladefläche aus einem Kanister eine rötliche Flüssigkeit, zum Glück nur Wasser mit Lebensmittelfarbe eingefärbt, um den Übungseffekt zu verstärken. Das Fahrzeug war mit Gefahrgutkennzeichen markiert. Für die Kameraden und Kameradinnen der Löschzuge Bad Laasphe und Aue – Wingeshausen, die von der Löschgruppe Berghausen unterstützt wurden, kümmerten sich im Erstangriff darum, die verletzten Personen aus dem verunfallten Fahrzeug zu retten und zu betreuen. Im weiteren Verlauf musste eine Gasflasche aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Im Verlauf der Menschenrettung am Fahrzeug, rüsteten sich weitre Kameraden mit Chemikalien – Schutzanzügen (CSA) aus und sperrten den Unglücksort weiträumig ab. Unter Umluft unabhängigen Atemschutz, durch den CSA – Anzug auch körperlich von der Umwelt abgeschottet, ging ein erster Trupp vor und bestimmte die auslaufende Chemikalie.
Anschließend musste die Chemikalie auch wieder unter CSA – Anzügen geborgen werden. Die Löschgruppe aus Hemschlar musste mit schwerem Gerät eine unter einem Anhänger eingeklemmte Person retten. Das Tanklöschfahrzeug aus Bad Berleburg, welches einen rund 4000 Liter großen Löschwassertank besitzt, fuhr im Pendelverkehr Löschwasser von der Odeborn zum Einsatzort - Schulze Hof. Im Anschluss an die Übung berichtete uns René Marburger, welcher selbst in der Löschgruppe Girkhausen aktiv ist, dass er, als Übungsplanender, und Übungsleiter vollkommen zufrieden ist und er sich das Schadensereignis sowie die Durchführung so vorgestellt hat. Er betonte das große Dankeschön von seiten der Feuerwehr an die Bewohner des Schulze Hof, welche das Übungsobjekt zur Verfügung stellten. Im Anschluss an die Feuerwehrübung ging es gegen 10 Uhr zum Feldgottesdienst in die Schützenhalle Girkhausen. Ab ca. 11 Uhr begann die Ausgabe des selbst gemachten Erbseneintopfs der Löschgruppe Girkhausen, welche traditionell in der eigenen Gulaschkanone frisch am selben Morgen zubereitet wurde. Zur gleichen Uhrzeit startete auch das Frühschoppenkonzert durch die Musikkapelle Irmgarteichen, sowie der Thekenausschank. Wer dann am Nachmittag noch Lust auf Kaffee und Kuchen bekam, der wurde herzlich von den Damen der Feuerwehr durch ihre selbstgebackenen Kuchen verwöhnt. Um 13 Uhr fand in diesem Jahr dann die Preisverleihung der Luftballon Verlosung vom September anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Jugendfeuerwehr Girkhausen durch den Sponsor Sparkasse Wittgenstein statt.