KASSEL. Der mutmaßliche Täter vor zwei Monaten einen Kabelschacht an den Bahnstrecke Kassel-Warburg zwischen den Haltepunkten Kassel-Jungfernkopf und Vellmar-Osterberg in Brand steckte, hat sich jetzt aus freien Stücken der Polizei offenbart und die Tat in vollem Umfang eingeräumt. Dabei schilderte er den Ermittlern Einzelheiten der Tat, die nur der Täter wissen konnte. Der Brandanschlag, der für viel Aufsehen in der Öffentlichkeit gesorgt hatte, könne mit den glaubhaften Angaben des Tatverdächtigen als geklärt eingestuft werden, so ein Ermittler. Personen waren bei der Tat nicht zu Schaden gekommen.
Castor-Gegner
Durch die massive Beschädigung der Signalleitungen war damals der Bahnverkehr für mehrere Tage gestört. Die Brandlegung geschah am 24. November, einen Tag vor dem geplanten Castor-Transport nach Gorleben. Ein Zusammenhang mit dem Bahntransport wurde von Anfang an vermutet. Der Beschuldigte meldete sich am vergangenen Sonntag zunächst telefonisch beim Polizeirevier Nord in Vellmar und gestand die Tat. Am Dienstag gab der 43-Jährige, der sich wegen einer psychischen Erkrankung stationär in einer Fachklinik aufhält, das Geständnis den Kriminalbeamten des ermittelnden Zentralkommissariats ZK 10 zu Protokoll.
Laut Polizeisprecher Wolfgang Jungnitsch äußerte sich der Mann in sehr deutlicher Form, gegen die Castor-Transporte eingestellt zu sein. Er habe gehofft, mit seiner Aktion den Castor-Transport verhindern zu können. Die mögliche Strecke des Castor-Zuges über Kassel-Jungfernkopf und Vellmar habe er der örtlichen Presse beziehungsweise dem Internet entnommen und sich kurzfristig, ohne Mithilfe anderer Personen, zu seiner Tat entschlossen.
Spiritus und Grillanzünder
Dafür habe er Grillanzünder und Spiritus eingekauft und sich mit einer Axt nachmittags gegen 14.30 Uhr von seiner nahe gelegenen Wohnung zu Fuß an die Bahnstrecke am Eisenbahnweg zwischen den Haltepunkten Kassel-Jungfernkopf und Vellmar-Osterberg begeben. Dort habe er unbeobachtet den Kabelschacht mit der mitgeführten Axt zerschlagen und danach die Grillanzünder hineingelegt, mit Spiritus übergossen und angezündet. Dann habe er sich nach Hause begeben und von dort die Löscharbeiten der Feuerwehr beobachtet.
Durch das Feuer kam es zu Beschädigungen am Kabelschacht und den darin verlegten Glasfaserkabeln. Durch den Brandanschlag wurde die Signal- und Weichenstellung auf der Bahnstrecke massiv gestört und der Zugverkehr über mehrere Tage erheblich beeinträchtigt. Es entstand ein Sachschaden von rund 20.000 Euro. In der Wohnung des Beschuldigten wurde die Axt, die er bei der Tat benutzt hatte, aufgefunden und sichergestellt. Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei laufen wegen des Verdachts eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, der Störung öffentlicher Betriebe sowie wegen Nötigung und Sachbeschädigung durch Feuer.