KASSEL. Ein 33 Jahre alter Mann hat der Polizei ganz offenbar ein Märchen aufgetischt, in dem es um angeblich an einer Haltestelle gefallene Schüsse ging. Weil jedoch keinerlei Spuren darauf hinwiesen, überprüften die Beamten den Anrufer - gegen ihn lag ein offener Haftbefehl vor.
Damit nahm der Fall am späten Donnerstagabend eine unerwartete Wendung. Die telefonische Alarmierung aus Niederzwehren war um 23.15 Uhr erfolgt. Der Anrufer meldete über den Notruf 110 mehrere Schüsse, die aus einem geparkten Auto auf der Frankfurter Straße an der Haltestelle Brüder-Grimm-Straße abgeben worden sein sollen. Der Anrufer bot an, falls eine Rücksprache nötig sei, sich an der nahegelegenen Tankstelle bereitzuhalten.
Die sofort an den vermeintlichen Tatort entsandte Funkstreife nahm das Angebot des Anrufers wahr, als die Beamten an der Haltestelle nämlich überhaupt nichts feststellen konnten. Sie trafen dann an der Tankstelle aber den Anrufer, einen amtsbekannten 33-Jährigen aus Kassel an, der eine abenteuerliche Geschichte erzählte: Mehrere Personen sollen aus einem stehenden Fahrzeug mit schwarzen Pistolen auf Blechbüchsen geschossen haben. Noch bevor die Polizei kam, seien die Männer in dem Wagen in unbekannte Richtung geflüchtet. Die Blechbüchsen hätten sie zuvor eingesammelt. Weitere Zeugen des Vorfalls meldeten sich komischerweise nicht bei der Kasseler Polizei.
Die Beamten fuhren dennoch nicht mit leeren Händen zurück auf die Dienststelle: Bei der Überprüfung des bereits mehrfach wegen Drogen- und Eigentumsdelikten auffällig gewordenen 33-Jährigen stellte sich heraus, dass gegen ihn ein offener Haftbefehl vorlag. Sechs Ladendiebstähle zwischen August und Oktober in 2016 liegen diesem zugrunde. Parfüm und technische Geräte im Gesamtwert von 750 Euro soll er in dieser Zeit bei Ladendiebstählen in der Kasseler Innenstadt erbeutet haben.
Er verbrachte die Nacht zunächst im Kasseler Polizeigewahrsam und sollte am Freitag einem Haftrichter am Amtsgericht vorgestellt werden. Ob der Mann in Haft wanderte, stand auch am Abend noch nicht fest. (ots/pfa)
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