Fortsetzung Teil 3
Kirov. Verschlafen rollen wir uns aus unseren Schlafsäcken als der Zug in Kirov hält. Von Betriebsamkeit keine Spur, das Personal verlässt den Zug, geweckt hat uns natürlich niemand. Frühstück fällt aus, wir packen unsere Schlafsäcke zusammen, nehmen Waffen und Ausrüstung auf und stampfen durch die Waggons zum Ausgang. Ohne Zähneputzen und Waschen, unrasiert und fern der Heimat finden wir uns auf dem riesigen Bahnhofsvorplatz ein. Einer der Herren, der gestern so aufdringlich zu der jungen Russin war, versucht sich vergeblich bei der holden Schönheit zu entschuldigen. So richtig scheint ihm das nicht zu gelingen, die Frau weist ihn zurück. Das Veilchen, das ihm Stephan gestern geschlagen hat überzieht sein Auge wie ein bunter Schwamm. Ich frage mich, wie er damit schießen will ?
Wir sammeln uns bei den Dolmetschern und werden in Gruppen aufgeteilt. Während unser Reiseleiter sich mit seinem Freund in ein Holzhaus am See zurückzieht, werden wir unseren Berufsjägern vorgestellt. Stephan, Thomas, Richard und ich sind in einer Gruppe und haben Maria als Dolmetscherin an Bord. Genadi, der Chef der Truppe begrüßt uns in gebrochenem deutsch. Er stellt uns Iwan vor, ein bärtiger mitvierziger mit einem verschlagenen Dauergrinsen im Gesicht. Ihm wird Thomas zugeteilt. Der Sohn Genadis, Sergej wird sich um Stephan und mich kümmern. Genadi selbst betreut den alten Richard, der uns schon jetzt leid tut.
Wir verladen die Ausrüstung in einen alten Bus. Gestrichen ist er mit diesem Komsomolzenblau ähnlich der DDR-farben für Trabis . Also, alles in den Bus, wir verlassen den Bahnhof, der nach unserer Abreise menschenleer zurück bleibt. Kirov ist ein Alptraum. Die größte Stadt in der Region, graue Wohnviertel soweit das Auge schaut. Plattenbauten vom feinsten.... Die Strassen sind in einem bedenklichen Zustand. Aber, Kirov ist eine Universitätsstadt. Genadi steuert seinen Bus in die Einkaufsmeile, die aus drei Läden besteht. . Hier sollen wir Munition und Waatstiefel kaufen, da wir im Sumpf jagen werden. Für ein paar € werden wir bestens ausgestattet, der Bus wieder besetzt und auf geht´s in süd - östliche Richtung. Auf meine Frage, wie lange wir fahren, erhalte ich von Maria freundlich die Antwort: 4- 5 Stunden !! Ich bin jezt schon fertig mit de Nerven, wenn ich daran denke, das vorn die Russen zentnerweisen Machorka verqualmen und ich denen 4 - 5 Stunden ausgeliefert bin. Meine Lungenflügel klatschen schon jetzt Beifall. Nach einer Stunde wird Rast an einer Imbissbude gemacht. Gott sei Dank, Kaffee denke ich und werde mit dem ersten Schluck in die Realität zurück kataputliert. Der Kaffe hat mit Sicherheit die letzten 3 Tage auf dem Herd gestanden, ich bekomme das Zeug nicht runter. Thomas gibt mir den Rat, etwas Zucker zu nehmen, Milch ist nicht vorhanden. Allerdings hat der Zucker gegen den guten Kaffeegeschmack keine Chance . Ich schütte das Zeug weg und erhalte fragende Blicke meiner russischen Gastgeber. Nix gutt sage ich und dränge zum Aufbruch.
Die Fahrt endet nach weiteren 60 Minuten mit einem Defekt an der Vorderachse. Alles raus aus dem Kahn, Ausrüstung ebenfalls entladen. Pause ist angesagt. Ich kann jedoch nicht erkennen, das man sich um den Defekt bemüht. Auf meine Frage erhalte ich die Antwort von Maria, das Hilfe unterwegs ist. Nach 2 Stunden des wartens fühle ich vorsichtig vor und erhalte die Antwort, das gleich jemand kommt. Das " gleich " dauert dann noch mal 3 Stunden und so langsam verlier ich die Geduld. Auch stelle ich die Frage, woher die Hilfe den komme, wir stehen ja hier an der Hauptstrasse nach Wladiwostock und seit 3 Stunden habe ich kein Auto mehr gesehen. Von einem Telefon ganz zu schweigen ?? Die Antwort ist so einfach wie genial: Man wusste ja von dem Defekt am Bus und wenn man in 5 Stunden nicht am Ziel sei, würde dort jemand losfahren um uns zu holen. Ich fasse es nicht. Zeit spielt hier in Russland überhaupt keine Rolle.
Es dunkelt schon, als wir unser Ziel erreichen...
Fortsetzung folgt.