KORBACH. Siegel drauf, Weg frei: Kaiebe Jebsen ist zufrieden. Die Feuerwehrzufahrten an den Beruflichen Schulen in Korbach zeigen sich in Bestform. Kein gehetzter Schüler hat sein Auto auf der Zufahrt in Richtung Lehrrestaurant abgestellt. Das könnte im Notfall, auf den niemand hofft, fatale Folgen haben. Doch der 27-Jährige kann heute ohne gezückten Block des Weges gehen. Die Schilder "Feuerwehrzufahrt", die nur mit amtlichem Siegel Geltung haben, wie er erklärt, lässt er hinter sich.
Geheimrezept: Freundliches Lächeln
Der Korbacher ist seit März Mitarbeiter in der Korbacher Stadtwache. In der Unterabteilung des Ordnungsamtes hat Jebsen vier weitere Kollegen. Direkt um die Ecke sitzt Carolin Knipschild. Die 20-Jährige hat in der Rathausverwaltung ihre Ausbildung abgeschlossen. Nun sorgt sie zusammen mit Kaiebe Jebsen für Ordnung in Korbach. Jebsen erledigt seine Aufgaben mit einem freundlichen Lächeln, das auch einen wütenden Falschparker in einen reuigen Sünder verwandeln kann.
Denn der auffälligste und womöglich auch emotionalste Teil ihrer Arbeit sind die "Knöllchen" für Falschparker, doch es ist nicht der größte Teil. Verkehrsregelung bei Festen oder Baustellen, fliegende Händler in der Fußgängerzone oder Kontrollen rund um Schulen oder Krankenhaus - all das fällt in den Aufgabenbereich der Stadtwächter.
Seitdem vor zwei Jahren im Kommunalen Serviceverbund Eisenberg ein Ordnungsbezirk gegründet wurde, übernehmen die Korbacher Aufgaben aus den übrigen Mitgliedskommunen. Unter anderem Kontrollen von Gefahrgut oder Geschwindigkeit. So konnte die Mitarbeiterzahl in den vergangenen Jahren trotz aller Sparbemühungen stabil gehalten werden.
Offizielle Bezeichnung: "Ordnungspolizeibeamte"
Die Mitarbeiter der Stadtwache werden offiziell als "Ordnungspolizeibeamte" bezeichnet, seit das Land Hessen 2004 das Gesetz änderte. Weil immer mehr Aufgaben auf die Mitarbeiter zukamen, schien der bis dato üblich Begriff „Hilfspolizist“ nicht mehr zeitgemäß. Vor sieben Jahren hat die Wache ihr Domizil direkt neben dem Rathaus bezogen. Mit der Polizei gibt es immer wieder eine enge Zusammenarbeit.
"Ich mag es, dass ich draußen mein eigener Herr bin. Klar halte ich mich an die Gesetze und Vorgaben. Aber ich habe auch einige Freiheiten", erzählt Jebsen von seiner Begeisterung für seinen neuen Job. Vorher hatte er als städtischer Gärtner gearbeitet. Nachdem er von der frei gewordenen Stelle als "Ordnungspolizeibeamter" gehört und sich informiert hatte, war er Feuer und Flamme.
Offenes Ohr für die Bürger
Für die Nöte und Ängste der Einwohner der Kreisstadt und ihrer Ortsteile ein offenen Ohr zu haben - das war damals wie heute das erklärte Ziel der neuen Einrichtung. Und tatsächlich scheint das Vorhaben zu gelingen. "Wir sind das Bürgerbüro auf der Straße", meint Carolin Knipschild. Das ist ganz nach dem Willen des Ordnungsamts-Chefs: "Wir verstehen uns nicht so sehr als Kontrolleure, sondern als Dienstleiter", gibt Carsten Vahland die gültige Parole aus. Das Wort "Hilfssheriff" mag er gar nicht hören.
Ärger über Falschparker oder Alkoholkonsum im Stadtpark beschäftigen die Stadtwächter ebenso wie ein undurchschaubarer Busfahrplan. "Mich bat vor kurzem eine ältere Dame, ihr bei der Suche nach der richtigen Buslinie zu helfen. Das habe ich natürlich gemacht", sagt Kaiebe Jebsen, grinst und setzt seine Runde fort.