(Internet-)Liebe macht blind - und das Geld ist weg

Donnerstag, 12. Juni 2014 22:06 geschrieben von  Migration

PADERBORN. Der aufmerksame Betreiber eines Paderborner Internetcafés hat eine Facebook nutzende Seniorin vor dem Verlust von mehreren tausend Euro gerettet. Die 80-Jährige hatte sich im Internet auf einen sogenannten Romantik-Betrüger eingelassen. Erstmals wurde ein Fall dieser fiesen Masche in Paderborn angezeigt. Die Polizei vermutet eine hohe Dunkelziffer.

Bei dem 44-jährigen Internetcafébesitzer schrillten am Dienstag alle Alarmglocken, als eine Seniorin nach Bargeld-Transfermöglichkeiten für eine hohe Summe fragte. Sie wollte mehrere tausend Euro nach Nigeria schicken. Der 44-Jährige vermutete zunächst eine Art des Enkeltricks, warnte seine Kundin und verständigte die Polizei.

Im Gespräch mit der 80-Jährigen erfuhren die Polizisten sämtliche Details einer Betrugsvariante der sogenannten Nigeria-Connection, die sich mit fadenscheinigen Legenden und der Verlockung höchster Geldsummen an ihre Opfer heran machen - im wahrsten Sinne des Wortes: Über das Internet bauen sie eine Liebesbeziehung auf, um dann das erschlichene Vertrauen mit Geldforderungen zu missbrauchen.

Anfang des Jahres hatte die Seniorin bei Facebook einen angeblich in China lebenden US-Bürger kennengelernt. Der Mann verstand es, "Süßholz zu raspeln", so die Salzkottenerin. Obwohl sie den Mann nie persönlich kennen gelernt hatte, verlobte sich die Seniorin mit der Internet-Bekanntschaft. Anfang Mai bat der Mann erstmals um Geld. Das brauchte er, um seiner schwer erkrankten Tochter eine teure Behandlung in Nigeria finanzieren zu können. Dann gab es auch noch ein dubioses Gepäckstück, in dem sich mehrere Millionen US-Dollar befinden sollten. Dieses, so der Verlobte, würde ihr nach Deutschland zugeschickt, sobald ihm das geforderte Bargeld per Bargeldtransfer in Nigeria zur Verfügung stünde.

Am Dienstagmorgen hatte das ahnungslose Opfer bereits über tausend Euro per Western Union Moneytransfer bei einer Bank angewiesen. Jetzt sollten es mehrere tausend sein, die ihr Verlobter über MoneyGram, einem anderen Transferdienst, erwartete.

Sofort fuhren die Polizisten mit der Seniorin zu der Bank. Glücklicherweise ließ sich die erste Überweisung noch stornieren, sodass die Frau ihr Geld samt Gebühren zurück bekam. Hätte der Mann im Internetcafé nicht so aufmerksam reagiert, wären tausende Euro verschwunden.

Dieser Sachverhalt ist nur ein Beispiel des Erfindungsreichtums der Romantik-Betrüger. International als Romance-Scam betitelt, ist die Masche in Partnerbörsen, Datingportalen und sozialen Netzwerken verbreitet. Die Polizei geht davon aus, dass viele Opfer - meistens Frauen – aus Scham keine Anzeigen erstatten, sodass die Dunkelziffer nicht überschaubar ist.

Egal, welche Geschichte die flirtenden Betrüger ihren Auserwählten auftischen, irgendwann - vielleicht erst nach Monaten - kommen Geldforderungen ins Spiel. Die "Liebe" wird dabei immer stark hervorgehoben. Sei es Geld für ein Flugticket zum "ersten persönlichen Treffen", fürs Krankenhaus oder wegen eines schlimmen Verkehrsunfalls - es kann auch eine Entführung oder eine unberechtigte Inhaftierung handeln. Spätestens dann sollten die "Umgarnten" hellhörig werden und den Kontakt abbrechen.

Die Polizei rät, wie bei allen Kontakten im Internet, grundsätzlich äußerst zurückhaltend und vorsichtig mit persönlichen Daten umzugehen. Bargeldtransfer per Western Union, MoneyGram oder anderen Anbietern sollte nur erfolgen, wenn der Empfänger persönlich - wirklich persönlich und nicht nur durch einen Internet- oder E-Mailkontakt - bekannt ist. Das gilt nicht nur in Bezug auf diese Form der Kriminalität. Ist das angewiesene Geld an der Gegenstelle im Ausland abgeholt worden, ist es schlicht und einfach weg.

"Gehen Sie zur Polizei und erstatten Anzeige! Die Strafverfolgung solcher Täter ist zwar enorm schwierig, weil sie aus dem Ausland agieren. Dennoch sollten Sie den Vorfall auf jeden Fall melden. Das ist besonders wichtig, wenn beispielsweise Banken strafrechtliche Schritte gegen Opfer unternehmen wollen, die unwissentlich gefälschte Schecks eingereicht haben", sagte am Donnerstag ein Paderborner Polizeisprecher. Weitere und detaillierte Informationen zum Thema hält die Polizei im Internet bereit: polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/scamming.html

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Zuletzt bearbeitet am Donnerstag, 12. Juni 2014 22:14

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