Das offene Wort - Windkraftanlagen in Diemelsee erregen die Gemüter

Dienstag, 25. September 2012 09:09 geschrieben von  Migration

Offenes Wort

zur Windkraft in der Gemeinde Diemelsee 

Die Entwicklungen um die Nutzung der Windenergie in der Gemeinde Diemelsee nehmen immer groteskere Züge an. Die Kommune fürchtet offenbar, als einsamer Spitzenreiter bei der Nutzung der Windkraft eingeholt zu werden. In keiner anderen Gemeinde in Hessen drehen sich inzwischen mehr als 70 Windräder. Da aber eine verstärkte Suche nach weiteren Windkraftstandorten in Hessen ausgebrochen ist, will Diemelsee noch zulegen. Da bisher erst knapp 9 % der Kommune mit Windkraftanlagen bestückt und viele Anlagen zu klein sind, heißt es, weiter aufzurüsten. Zwei zusätzliche Standorte sollen die Flächenbilanz auf 11,5 % steigern, außerdem will man im Ballungsgebiet östlich von Adorf aus dem Zwergwuchs ins Riesenzeitalter wechseln, Repowering ist angesagt! Da die Landesregierung nur zwei Prozent der Landesfläche für die Windkraft vorsieht, scheint die Spitzenstellung somit ungefährdet. Schon jetzt könnte nach Aussage von Staatssekretär Weinmeister ganz Europa mit grünem Strom versorgt werden, wenn alle Kommunen sich so ins Zeug legen wie Diemelsee.

Die Landbesitzer im Nordfeld von Rhenegge haben offenbar die Kampagne des Bauernverbandes umgedeutet, wertvolles Ackerland für die Ernährung der Bevölkerung zu bewahren, sie wollen stattdessen ihr Land für diesen guten Zweck zur Verfügung stellen. Man hofft, dass dann die Touristen scharenweise vom Naturpark am blauen See zum grünen Naturstrom der Windparke strömen Die Gemeinde lässt sich nicht lumpen und stellt außerdem ein Waldstück westlich Vasbeck zur Verfügung.

Da die Kommune mit der Änderung ihres Flächennutzungsplans nicht schnell genug hinterherkommt, hat der Betreiber Lenpower schon einmal 10 Riesen nordöstlich von Adorf mit Genehmigung des Regierungspräsidiums aufgestellt. Nachdem diese in Betrieb sind, werden jetzt die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange, ja sogar die Einwohner, „frühzeitig“ davon unterrichtet und aufgefordert, detaillierte Vorschläge über den Umfang einer vor dem Bau erforderlichen Umweltprüfung vorzulegen, um damit so schnell wie möglich die Änderung des Flächennutzungsplans abschließen zu können.

Dem Betreiber ist offenbar furchtbar peinlich, dass die Anlagen zu Spitzenzeiten wegen Überlastung des Leitungsnetzes weithin sichtbar stillgelegt werden müssen, er aber trotzdem die Einspeisevergütung erhält. Die Flurbezeichnung „Im Meer“ dicht an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen inspirierte ihn, zur Wiedergutmachung in der Nähe eine Informationsplattform über die Windkraft in Form eines Badesteges mit Umkleidekabinen als Infopavillons zu errichten. Man spricht von Baukosten über 200.000 €, zusätzlich Betreuung und Unterhaltung für dieses touristische Highlight. Die Gemeinde darf selbstverständlich bei der Gestaltung der Infotafeln mitwirken. Der Bürgermeister hat sogar dem NABU angeboten, Vorschläge zur Namensgebung zu machen!

Trotzdem gibt es in der Gemeinde immer mehr Bürger, die den Bau zusätzlicher Anlagen im Naturpark Diemelsee verhindern wollen. Um auch deren Akzeptanz zu gewinnen, werden weitere Vorschläge gesucht. Die Landbesitzer von Rhenegge haben bereits zugesagt, bei Genehmigung ihres Antrags ihrem Dorf jedes Jahr 10.000 € zu spenden, ihnen geht es ja schließlich primär um die Energiewende und erst dann ums Geld.

Was halten Sie von dem Vorschlag, nur in solchen Gemeinden, die nicht einmal 2 % ihrer Fläche für Erneuerbare Energien zur Verfügung stellen, alle Stromverbraucher zur Umlage heranzuziehen, der Gemeinde Diemelsee und ihren überlasteten Bürgern aber einen Bonus einzuräumen?

Korbach, den 23.09.12               gez. Wolfgang Lehmann

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