Meine treue Weggefährtin - Das letzte Halali

Mittwoch, 18. Juli 2012 16:48 geschrieben von  Migration

DIEMELSEE. Der kalte Ostwind zieht an diesem Tag an unserem Haus, in der Stube brennt der Kamin und meine treue DD-Hündin  Frigga schnarcht vor sich hin. Sie ist in die Tage gekommen, die gute alte Hündin. Was haben wir  in all den Jahren gemeinsam  erlebt ? Großartige Jagden bei dem Freiherrn von Dalwigk auf Sauen, Nachsuchen auf Reh, Schwarzwild und Fuchs,  Entenjagd an der Donau, Gänsejagd an der Ostsee bei dem Grafen von Waterneversdorf bei Lütjenburg... So gingen sie hin die Jahre der unbeschwerten Jugend, für mich, aber auch für die Hündin, ihre Augen sind trüb geworden, die Keulen zittern und mit 12 Jahren hat sie den Zenit der Leitungsfähigkeit längst überschritten.

Ich gehe in den Keller um meine Sachen für die morgige Drückjagd herbei zu suchen . Waffe, Patronen,Lodenmantel, Rucksack und eine Decke für Frigga. Morgen soll ihre letzte Jagd werden, danach wird sie auf das " Altenteil  " geschickt. Sie soll es gut haben, an ihrem warmen Kamin liegen und von alten Zeiten träumen. 

Der nächste Tag begrüßt uns mit einer kalten aber sonniger Einladung. Der alte Geländewagen wird gepackt, die Hündin in den Kofferraum geladen und wir fahren gemeinsam nach Arnsberg bei Warstein um auf Sauen, Fuchs und Sika zu Waidwerken.

Dort angekommen begrüßen uns die alten Kameraden, man trifft sich  immer mal wieder. Ich erhalte einen guten Platz und die Aufforderung meinem Hund bei Bedarf zu schnallen. Gesagt getan, Frigga liegt neben mir auf der Decke, ich habe mir den Lodenmantel umgeworfen, als meine Hündin mir signalisiert, das Wild anläuft. Die  Waffe fliegt mir an die Schulter und ich strecke mit drei Schüssen 2 Überläufer mit der Mauser 8 x 86 S.

Der Tag fängt ja gut an denke ich mir, als ein Hauptschwein, das angeschweisst ist in meine Richtung wechselt. Der Basse ergreift aber nicht die Flucht sondern nimmt mich an. Ich bin so überrascht, dass ich nicht mal dazu komme die Waffe in Position zu bringen. Der Basse überrent mich samt Sitzstock, die Waffe ist mir entfallen als meine treue Hündin den Angriff wagt. Sie hat sämtliche Kräfte mobilisiert und beisst sich an der Sau fest. Immer wieder wird die Hündin geschlagen, durch die Luft gewirbelt um trotz aller Not immer wieder anzugreifen um mir zu helfen. Ich habe nun meine Waffe aufgehoben, möchte meiner Hündin zu Hilfe eilen, kann aber keinen sicheren Schuss anbringen ohne die Hündin zu gefährden. Die Waffen des Keilers haben sich in den Rippenbereich der Hündin gegraben, nun muss ich schießen sonst ist die Hündin tot. Die Kugel trifft den Bassen weich, er lässt von meinem Hunde und greift mich voller Schmerzen und Wut an. Die zweite Schuss sitzt besser, dringt in den Stich ein und lässt die Sau verenden.

Ich merke gar nicht, das meine Finger abnorm verbogen sind, ein Resultat des zusammentreffens zwischen mir und dem Keiler. Die  Sorge gilt allein  meiner Hündin. Die alte Gefährtin liegt im Gras und klagt verhalten. Mit treuen Augen schaut sie mich an , ich rufe nach Hilfe in meiner Not, schrecklich zugerichgtet ist die Hündin. Was soll ich tun ? Ich lasse Waffe und Rucksack zurück ,nehme die Hündin auf meine Arme und trage sie zum Sammelpunkt. Von da aus werden wir sofort zu einem Tierartz gefahren. Dieser ist für das sofortige einschläfern der Hündin. Ich lehne das kategorisch ab. Auf zur nächsten Tierklinik. Notoperation, Infusionen, Wärmebett und die ganze Zeit wache ich bei ihr. Nach 4 Tagen - es ist ein Wunder geschehen - sind wir im Krankentranport auf dem Weg in die Heimat. Meine Waffe bringt der zuständige Forstbeamte zu mir nach Hause, dieser Kampf zwischen dem Bassen, der Hündin und mir ist lange Zeit Gesprächsthema.

Allein die Hündin kommt nicht so richtig in Schwung, der Heilungsprozess schreitet nicht voran, Antibiotikum hilft nun auch nicht mehr...als an einem kalten Dezembermorgen die Hündin nach mir ruft. Ich schleiche auf Sandalen zu ihr und sehe, das sie auf wackeligen Läufen an der Haustür steht. Sie möchte raus...ich öffne die Tür, sie dreht sich noch einmal um und schaut mir 5 - 6 Sekunden tief in die Augen . Wortlos, still und heimlich geht sie in den Garten und kratzt eine Kuhle unter einem Haselnussbaum. Ich möchte sie wieder ins Haus holen als mir ein Freund sagt: Sie ist zum Sterben nach draussen gegangen. Lass sie in Frieden sterben ". Nach drei Stunden halte ich es nicht mehr aus, unter dem Haselnussbaum liegt der tote Körper meiner lieben guten Frigga.

Ich gehe wortlos in den Schuppen und nagel einige Bretter zusammen, lege die tote Hündin hinein, schließe den Deckel und bringe sie an einen Ort, an dem wir oft verweilt haben, schaufel das Grab und beerdige sie. Mir fließen die Tränen über das Gesicht. Mein Freund bläst auf seinem Horn ein letzes Halali. Mir fällt  in diesen Moment ein Gedicht ein:

Dass mir mein Hund das Liebste sei, sagst du, oh Mensch, sei Sünde, mein Hund ist mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.

Ich habe nun wieder eine treue Hündin, vergleichen kann man die beiden nicht, jede war und ist auf ihre Weise etwas besonderes. Aber eines weiss ich ....Die Alte hat mich nie verraten, die Neue wird mich  nicht verraten.

 Mit diesen Sätzen möchte ich mich verabschieden. Behandelt eure Hunde gut !!

Text: Klaus Rohde   www.112-magazin.de

Zuletzt bearbeitet am Montag, 27. August 2012 17:36

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