Wie in jedem Jahr, hat der Beständer Stefan Völlmecke zur Drückjagd in sein Revier in Padberg, entlang der Diemel eingeladen.
Die Wildschäden an den Wiesen sind erheblich und so bleibt Stefan keine Wahl, die Sauen müssen dezimiert werden.
Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, mit Jagdfreund Uwe, der hübschen Jutta und meinem Freund und Berufsjäger Alexander Osmers ( www.jagdschule-goettingen.de ) die Treiberwehr zu organisieren und den Sauen an die Schwarte zu gehen.
Wir haben 4 Wachtelhunde, 1 BGS, 1 Bracke, 1. Beagle, 2 Terrier und einen Deutsch Drahthar ( DD ) Rüden zur Unterstützung in´s Treiben geschickt. Verstärkt wird die Hundemeute durch unsere Elfe, die zart besaitete und überaus sensibele Hundedame von Herribert, dem pensionierten Finanzbeamten.
Das Treiben ist, bedingt durch die gute Organisation von Stefan schnell abgestellt, die Stände eingenommen, Waffen " Klar zum Gefecht " hergestellt und pünktlich werden die Hunde um 14:00 Uhr geschnallt.
Gleich am Anfang geben die 3 Wachtel und der BGS laut und die wilde Jagd beginnt hinter einem Hasen, der sein Heil in der Tiefe des Waldes sucht und findet.
Nach ca. hundert Metern, wir durchstöbern gerade einen Dornengürtel, wird unsere Elfe, die sich bislang durch strikte Zurückhaltung beim Jagdgeschehen ausweist mit einem Waschbären konfrontiert, der sich sein Dornenhaus durch keinen Eindringling streitig machen lässt. Der überaus große und wehrhafte Bär, versucht nicht, wie üblich seinen Pelz auf einen hohen Baum zu retten, nein, er geht zum Angriff auf unsere " Elfe " über. Mir schwant fürchterliches, mussten wir Heribert doch hoch und heilig versprechen, auf die filigrane Dame aufzupassen, denn wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, hängt der Haussegen schief.
Die intelligende Hündin möchte den Rückzug antreten, der Bär verbeisst sich allerdings in die Hinterläufe der Hündin, die nun erkennt, dass das Problem durch ein rasches Ausweichen oder taktisches Verhalten nicht zu lösen ist. Ich selbst kann keinen Fangschuss anbringen ohne den Hund zu verletzen.
In diesem Moment schießt mir ein Gedicht durch den Kopf, " Als Kaiser Rotbart lobesam, in´s Heilige Land gezogen kam, da musste er mit frommen Heer, durch ein Gebirge öd und leer. Da selbst erhob sich große Not viel Steine gab´s und wenig Brot und mancher deutsche Reitersmann hat sich den Trunk dort abgetan.. Den Pferden war`s so schwer im Magen, fast musste der Reiter die Mähre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwabenland, von hohem Wuchs und starker Hand. Das Rößlein war so krank und schwach, er zog es nur am Zaume nach. Er hätt' es niemals aufgegeben,und kostet´s ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück, hinter dem Heereszug zurück. Da sprengten plötzlich in die Quer 50 türkische Reiter daher, sie fingen an auf ihn zu schießen, zu stechen mit den langen Spiessen . Der wackre Schwabe fürcht sich nicht, geht seines Weges Schritt für Schritt ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken, und tat nur spöttisch um sich blicken.
Bis einem, dem die Zeit zu lang, auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallte auch des deutschen Blut, der trifft des türken Pferd so gut, er haut ihm ab mit einem Streich, die beiden Vorderfüß zu gleich. Als er das Tier zu Fall gebracht, da fasst er erst sein Schwert mit Macht, er schwingt es auf des Reiters Kopf, haut durch bis auf den Sattelknopf, haut auch den Sattel noch zu Stücken und tief noch in des Pferdes Rücken. Zur Rechten sieht man wie zur Linken, einen halben Türken heruntersinken...
Hier hört mein Gedicht ( von Ludwig Uhland ) auf, denn nun muss ich miterleben, wie aus dieser schüchternen Hundedame eine Bestie wird, die mit ihren langen Reißzähnen den ungläubig schauenden Waschbären in sekunden schnelle den garaus macht. Die Hündin apportiert den gemeuchelten Bären zum nächsten Treiber und der Tag hat eine neue Heldin. Die Hündin wird ab sofort den Beinamen " Bestie vom Kahlenberg " führen.
Sauen finden wir an diesem Tag nicht mehr, ein Stück Rehwild ergänzt die Strecke, die bei Schwedenfeuer verblasen wird. Heribert kann seinen Stolz über die Hündin nicht verbergen, wir müssen ihm immer wieder die gleiche Geschichte im Detail erzählen, der Willi (Schnaps) macht die Runde, und bei einem guten Wildgulasch am Lagerfeuer beenden wir die Jagd mit einem guten Gefühl.
Das Gedicht von Ludwig Uhland ist nicht vollständig wiedergegeben. Den genauen Text kann man unter :http://freiburger-anthologie.ub.uni-freiburg.de/fa/fa.pl?cmd=gedichte&sub=show&noheader=1&add=&id=547 nachlesen, das Entstehungsjahr wird auf 1814 datiert. Mir kam dieses Gedicht nur in den Sinn, weil auch dieser Schwabe, so wie die Hündin von Heribert keinen Stress wollte und doch zum Handeln gezwungen wurde.
Mein Dank gilt dem Beständer Stefan Völlmecke, den hervorragenden Hunden und den netten Jägersleuten, die diese Jagd so einzigartig gemacht haben...
Text und Bild: Klaus Rohde