REGION. Erneut haben sogenannte Schockanrufer Geld von Spätaussiedlern erschwindelt. Am Freitag und am Montag fielen zwei aus Russland stammende und im Kreis Paderborn wohnende Frauen auf die unbekannten Anrufer herein, die mit dieser Masche größere Summen Bargeld erbeuteten.
Der erste Anrufer meldete sich am Freitagmittag bei einer 73-jährigen Frau. Der Fremde gab sich als Anwalt aus und erzählte auf russisch, dass die Tochter der Seniorin in einen Unfall verwickelt sei. Auf Nachfrage übergab der Anrufer das Telefon an die vermeintliche Tochter, die mit wenigen Worten erzählte, dass sie nach einem selbst verursachten Unfall Verletzungen im Gesicht erlitten habe und sich in einem Krankenhaus befinde. Dabei sprach sie mit undeutlicher und verwaschener Stimme. Durch die erfundene Unfallgeschichte in Verbindung mit der verstellten Stimme wurde dem Opfer suggeriert, dass die Tochter tatsächlich in einen Unglücksfall verwickelt ist. Die Betrüger verhinderten so, dass bei der Geschädigten Misstrauen geweckt wurde. Anschließend wurde das Telefonat wieder durch den unbekannten Anrufer weitergeführt. Der schilderte, dass bei dem Unfall auch ein kleines Mädchen verletzt worden sei und dringend am Kopf operiert werden müsse. Für die zu erwartenden Arztkosten benötige er umgehend einen größeren Bargeldbetrag. Nachdem die Rentnerin zugesagt hatte zur Begleich der anfallenden Kosten einen hohen Bargeldbetrag herausgeben zu wollen, erschien kurze Zeit später ein etwa 40 bis 50 Jahre alter Mann, bekleidet mit weißem Hemd und weißer Hose, an der Tür des Opfers und nahm das Geld entgegen. Nachdem der Geldbote verschwunden war, wurde auch das Telefonat durch den Anrufer beendet. Der Trickbetrug flog kurze Zeit später auf, als sich die Tochter der Betrogenen meldete, um diese zum Essen einzuladen.
Drei Tage später am Montagvormittag erfolgte der zweite "Schockanruf" bei einer 47-jährigen Spätaussiedlerin. Der Anrufer gab mit weinerlicher Stimme vor der Sohn der Angerufenen zu sein. Er schilderte mit kurzen Worten einen Unfall verursacht und sich dabei im Gesicht verletzt zu haben. Bei dem Unglück habe er ein Mädchen angefahren, das sich in Deutschland nur zu Besuch aufhält und nun schwer verletzt sei. Anschließend wurde das Telefonat von einem vermeintlichen Freund weitergeführt, der vorgab sich um die Regulierung der gesamten Angelegenheit und der anstehenden Operationskosten kümmern zu wollen und dafür schnell einen größeren Bargeldbetrag benötige. Nachdem die Frau dem Anrufer erklärt hatte zwar nicht die geforderte Summe, aber dennoch Bargeld im Haus zu haben, wurde ihr detailliert erläutert was sie zu tun habe. Der Anrufer erklärte schließlich, dass das Geld von einem Boten, dabei soll es sich um den Bruder des verletzten Mädchens handeln, abgeholt würde. Kurze Zeit später erschien ein etwa 20 Jahre alter Mann an der Tür des Opfers und übernahm das Geld. Der Geldabholer ist etwa 1,70 Meter groß. Er trug eine schwarze Lederjacke und eine dunkle Hose. Erst nachdem der Geldbote mit einem Taxi weggefahren war, wurde der ganze Schwindel durch einen zweiten Sohn der Geschädigten aufgedeckt.
Die Masche der Täter ist fast immer die gleiche. Die Betrüger rufen zumeist bei älteren Menschen an und geben vor ein naher Verwandter oder ein guter Bekannter zu sein. Anschließend täuscht der Anrufer eine aktuelle Notlage (z. B. schwerer Autounfall, finanzielle Probleme) vor und bittet um hohe Bargeldbeträge, um den Schaden zu regulieren oder um einen teuren Gegenstand zu kaufen. Der Anrufer behauptet immer, das Geld nicht selbst abholen zu können. Deshalb schickt er einen angeblichen Freund, der das Geld, oft unter Nennung eines Codewortes, für ihn entgegen nehmen soll. Häufig erfolgen in kurzem Abstand ständig neue Anrufe, um "Druck" aufzubauen.