Schockanruf: 60-Jährige verliert ihre Ersparnisse

Mittwoch, 18. Juli 2012 16:58 geschrieben von  Migration

MARBURG. Mit einem sogenannten Schockanruf, einer besonderen Form des Enkeltricks, brachte ein Betrüger eine 60-Jährige aus Kasachstan stammende Marburgerin am Dienstag um ihre Ersparnisse. Die Frau übergab einen hohen Geldbetrag, um ihren Sohn vor einer mutmaßlichen mehrjährigen Gefängnisstrafe zu bewahren.

Diese drohte, weil bei einem angeblich von ihm verschuldeten Unfall ein Mädchen schwere Verletzungen erlitt. Als sich dann noch ein "Anwalt" in das Gespräch einschaltete, erklärte sich die völlig schockierte Frau bereit, zu bezahlen. Keine 20 Minuten nach dem Telefonat erschien der "Bruder" der Verletzten und verschwand mit mehreren Tausend Euro.

Nach Rücksprache mit dem Sohn stellte sich alles als Lügengespinst heraus.

Schon im Mai zahlreiche Betrugsversuche
Bereits im Mai gab es im Landkreis Marburg Biedenkopf mindestens zehn Fälle des versuchten Betrugs durch sogenannte Schockanrufe. Die Polizei informierte über die Variante des Enkeltricks durch Presseinformation den Aushang und die Auslage von Handzetteln und Plakaten in russischer und deutscher Sprache in
öffentlichen Gebäuden wie Banken oder Einkaufszentren sowie durch eine entsprechende Darstellung im Internet. Die Informationen warnten vor den Schockanrufen und enthielten hilfreiche Verhaltenstipps.

Die im Mai angerufenen Männer und Frauen im Alter zwischen 50 und 82 Jahren, ausnahmslos deutsche Staatsbürger mit Herkunft aus den ehemaligen Sowjetstaaten, erlitten aus verschiedenen Gründen glücklicherweise keine finanziellen Schäden.

Jedes Mal schilderten die unterschiedlichen Anrufer (Männer und Frauen) in perfektem Russisch ein Ereignis wie etwa einen schweren Sturz oder einen Verkehrsunfall. Die dramatisch geschilderten Folgen der Vorfälle mit bevorstehender Haft oder schwerwiegenden Verletzungen der Angehörigen und/oder von angeblich nicht versicherten Dritten wirkten bei jedem der Opfer sehr schockierend.

Diesen Schockzustand nutzten die Anrufer. Sie begründeten die zur Hilfe notwendigen, finanziellen Forderungen mit den Kosten für operative Eingriffe, ärztliche Behandlungen oder aber zur Abwendung der Inhaftierung.

Die Anrufer gingen in allen Fällen geschickt und vielfältig vor. Teilweise erfolgten "Ausspähungsanrufe", die einzig dem Ziel dienten, die Familien- oder Freundschafts- oder Bekanntenverhältnisse auszukundschaften und Namen zu erfahren. 

"Der Anrufer ist einzig und allein auf das Geld aus. Die wie auch immer dargestellte Notsituation ist frei erfunden und entbehrt jeder Grundlage", so Polizeisprecher Martin Ahlich. Verschiedene Opfer konnten über das Display ihres Telefons diverse Telefonnummern mit litauischer Kennung ablesen.

Die Polizei rät dringend:
Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten

  • Gehen Sie nicht auf die Forderungen ein, prägen Sie sich jedoch Stimme und sprachliche Besonderheiten des Anrufers ein
  • Notieren Sie die angezeigte Telefonnummer
  • Wenn Sie zu einem Rückruf aufgefordert werden: rufen Sie nicht zurück, aber notieren Sie die Ihnen genannte Rufnummer, sie beginnt meistens mit der Vorwahl für Litauen, 00370...
  • Wenden Sie sich unverzüglich an Ihre nächste Polizeidienststelle.

"Wer einen solchen Schockanruf erhält, sollte je nach Ergebnis des rückversichernden Anrufs bei dem angeblichen Verwandten oder Bekannten unbedingt die für seinen Wohnort zuständige Polizei aufsuchen und eine Anzeige wegen des versuchten Betrugs erstatten", rät Martin Ahlich.

Im Internet unter www.polizei.hessen.de oder unter www.polizei-beratung.de stehen wertvolle Informationen über den Enkeltrick, dessen Erkennbarkeit und mögliche Schutzmaßnahmen, um zu verhindern, dass man Opfer eines solchen Betrugs wird.

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