Nachsuche auf kleinen " Überläufer "

Freitag, 29. Juni 2012 17:36 geschrieben von  Migration

DIEMELSEE / SAUERLAND. Am 28. Juni erreicht mich die Nachricht von einem befreundeten Jäger, der ein Revier im Sauerland bejagd mit der Bitte, eine Nachsuche auf ein beschossenes Wildschwein zu machen.  Ein Jagdgast hat auf ca. 50 Meter einen kleinen Überläufer beschossen, ausser ein paar Wildbretfasern sei nichts am Anschuss zu sehen. Nun gut, ich nehme meine beiden Deutsch-Wachtelhunde in´s Auto, entscheide mich für den K 98 aus dem Jahre 1941 ohne ZF und fahre die 40 Kilometer zum Revier. Es ist drückend heiß und schwül als ich gegen 11:00 Uhr an der Strassenkreuzung, die in´s Revier führt  abgeholt werde. Nach weiteren 10 Minuten haben wir die Kanzel, von der aus das Stück beschossen wurde erreicht, der Beständer weist mich in die Lage  ein und ich suche auf dem mittlerweile plattgetretenen Waldboden nach Schweiss oder Schnitthaar. Nichts zu finden ausser einem kleinen Stück Wildbret. Das kann ja heiter werden denke ich mir und baume auf zur Kanzel. Der Schütze zeigt mir die Stelle, von oben auf den Anschuss und in mir kommt der Verdacht auf, dass das Stück durch die Äste, halb verdeckt beschossen wurde. Mit Sicherheit hat sich das Geschoss vor dem Wildkörper zerlegt und Reste sind in die Sau eingedrungen. Nun gut, ich sage dem Jagdherrn und Freund, dass das für meine Hunde eine Nummer zu groß sei und das ein Spezialist ran muss. Also ein gut ausgebildeter Schweißhund . Auf mehrmaliges Bitten sage ich doch zu die Nachsuche zu beginnen und lege meiner alten Hündin die Schweisshalsung an. Die Junge Hündin halte ich an der Leine, den K 98 schulter ich, das Waidblatt habe ich an der rechten Hüfte. Ich mahne noch einmal, das ausschließlich ich die Sau beschießen werde und das die beiden Schützen, die mich begleiten in ausreichendem  Abstand zu mir und den Hunden bleiben. Gesagt, getan, die Waffe im Kaliber 8 x 57 wird unterladen, die alte Hündin am Anschuss angesetzt. Sie bewindet intensiv und nimmt die Fährte der kranken Sau auf. Ich kann zwar nichts erkennen, folge aber meiner treuen Jagdgefährtin die schon manche imaginäre Fährte verfolgt hat. 8 Stunden ist es nun her, als die Sau beschossen wurde, hoffentlich hat sie sich irgendwo eingeschoben und leckt ihre Wunden. Nach ca. 30 Minuten weiss ich, dass das nicht der Fall ist, mittlerweile haben wir ca. 750 Meter hinter uns gebracht als die Hündin einen rechten Winkel einschlägt und eine  Fichtendickung annimmt. Die Fichtendickung hat einen Durchmesser von 2 Hektar, Maggigeruch schlägt mir entgegen. Nun, ich denke mir, dass die Sau sich dort eingeschoben hat. Jetzt  ist guter Rat teuer. Was machen ?  Die Dickung umstellen und die Hunde schnallen ? Mit drei Jägern und 2 Hunden ein sinnloses unterfangen. Also, rein und durch, irgendwo muss sie stecken. Die Leine der Hündin lasse ich nun los, langsam und bedächtig folge ich teilweise kriechend oder gebückt der alten Hündin, die Junge bleibt bei mir. Immer wieder schlägt mir der K 98 ins Genick und ich bin mittlerweile durchgeschwitzt bis aufs Hemd. Immer weiter und weiter durch die Dickung und hier  finde ich das erste Wundbett, hier hat die Sau gelegen, von Schweiss allerdings keine Spur. Es geht nun weiter, die Hündin wird schneller und als wir aus der Dickung kommen, sehe ich die Sau gerade noch in die angrenzenden Buchnrauschen eindringen, den rechten Hinterlauf schont sie stark . Das ist jetzt die Gelegenheit. Die kleine Hündin und auch die Alte werden geschnallt, gemeinsam geht die Jagd auf der Fährte der Sau in die Buchenrauschen hinein. Hetzlaut löst den Spurlat ab. Die Sau scheint müde zu sein, allerdings entfernt sich das Hundegeläut um dann in Standlaut überzugehen. Die Hunde sind an der Sau. Ich lasse Halsungen und Hut liegen und renne im Dauerlauf und Waffe im Vorhalt Richtung Hundegeläut. Meine Lungen pfeifen als ich aus den Buchenrauschen in einen alten Fichtenbestand eindringe. In ca. 80 Meter Entfernung sitzt ein mächtiger Basse auf den Keulen und klappert mit seinen Waffen. Ich komme bis auf 50 Meter heran und sehe, wie die junge Hündin sich an dem Teller des Bassen festbeisst, sofort aber von dem mächtigen Haupt der Sau  im hohen Bogen gegen einen Baum geschleudert wird. Die alte und erfahrene Hündin stellt hingegn nur und mein Schuss aus dem K. 98 verfehlt die Brust des Bassen, ich repetiere neu und versuche einen weiteren Schuss, der ebenfalls vorbei geht. Der erfahrene Basse wendet sich zur Flucht und das ganze Schauspel wiederholt sich 150 Meter weiter, diesmal laufe ich allerdings nicht direkt auf den Bassen zu, sondern umgehe diesen seitlich. Die Hunde sind abermals am  Stück, ich komme auf 20 Meter heran und erlege den Keiler mit einem Schuss durch das Haupt. Die Hunde springen sofort hinzu und beuteln die Sau. Um es kurz zu machen, der Keiler war kein kleiner Überläufer sondern ein Hauptschwein von aufgebrochen 115 Kilo. Das Geschoss hatte sich wie vermutet an einem Ast zerlegt und Teile davon sind in Keule und großes Gescheide eingedrungen. Hätte ich die Nachsuche nicht gemacht, die Sau hätte einen tagelangen Todeskampf durchleiden müssen. Meine kleine Hündin hat eine Schmiss an der Rippe abbekommen, allerdings nichts lebensgefährliches. Abends haben wir drei die Leber und das Herz gemeinsam verspeist.

 

Zuletzt bearbeitet am Freitag, 29. Juni 2012 19:02

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