Einbrecher öffnen Fenster in gerade einmal 6 Sekunden

Montag, 25. Juni 2012 08:14 geschrieben von  Migration

LANDKREIS. Die Ferien nahen – und mit ihnen beginnt die Hochsaison für Einbrecher. Aus diesem Grund hat die Polizei am Freitag die Kampagne „Sicheres Hessen – Einbrechern einen Riegel vorschieben" gestartet. Das Ziel: Die Bevölkerung zu sensibilisieren und wertvolle Tipps zum Schutz vor Einbrechern zu geben.

Etwa sechs bis acht Sekunden braucht ein Einbrecher, um mittels eines einfachen Schraubendrehers ein normales Kunststoff-Fenster zu knacken. Wie erschreckend einfach das ist, konnten Passanten am Freitagnachmittag auf dem Marburger Marktplatz erleben. Der Verfasser dieser Zeilen sollte offenbar kein Berufs-Einbrecher werden, denn die ersten Versuche zum Fensterknacken unter fachlicher Anleitung schlugen fehl. Aber anderen widerstand das aufgebaute Fenster nicht besonders lange – etwa 30 Sekunden brauchten die Probanden im Schnitt.

Die fachkundige Anleitung kam dabei nicht von Profi-Knackern sondern von einem Spezialisten, der genau weiß, wie man Einbrechern das Leben schwer macht: Kriminalhauptkommissar Claus-Dieter Jacobi ist Kriminalpolizeilicher Berater der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf. Und er weiß: „Die Einbrecher kommen meist am Tag – nämlich dann, wenn niemand zu Hause ist. Und dann haben sie häufig leichtes Spiel, denn die meisten Türen und Fenster sind nicht ausreichend gesichert.“

Dabei sei den Einbrechern immer wichtig, nicht aufzufallen, keinen Lärm zu machen, möglichst schnell ins Haus zu gelangen – und ebenso schnell wieder zu verschwinden. „Wenn sie nach etwa 30 Sekunden merken, dass sie bei einem Fenster nicht weiterkommen, ziehen sie ab“, weiß Jacobi. Und weist darauf hin, dass Fenster der so genannte „Widerstandsklasse 2“ schon wesentlich sicherer seien als die einfachen Fenster. „Und diese kosten nur etwa zehn Prozent mehr“, erklärt der Berater. Und fügt hinzu: „Der beste Schutz gegen ungebetenen Besuch ist immer noch eine angemessene Sicherung des Hauses.“

Wenig hilfreich seien hingegen Alarmanlagen als einzige Sicherung. Denn bis die Polizei nach der Auslösung vor Ort sei, könnten die Einbrecher schon über alle Berge sein. „Alarmanlagen können daher immer nur eine zusätzliche Sicherung sein“, mahnt Jacobi.

Dass neue Fenster meist nur bei Neubauten oder Modernisierungen eingebaut werden, ist dem Berater durchaus bewusst „Dann sollte man aber immer zu den gesicherten Fenstern und Türen greifen“, sagt er. Es gebe aber auch die Möglichkeit, die vorhandene Infrastruktur aufzurüsten: Mit zusätzlichen Sicherungen, „die zwar optisch nicht so schön sind, aber eben sehr nützlich“, sagt Jacobi.

Dass der Landkreis keine Hochburg für Einbrecher ist, verdeutlicht der Leiter der Polizeidirektion Marburg, Ralph-Dieter Brede. „Entgegen dem landesweiten Trend sank die Zahl der Einbrüche bei uns von 201 im Jahr 2010 auf 174 im vergangenen Jahr“, erläutert er. Und auch in diesem Jahr weise der erste Trend auf weiter rückläufige Zahlen hin. Dennoch sieht auch Brede die Notwendigkeit, Haus und Wohnung zu sichern, denn: „Es gibt auch viele reisende Täter, die Wohnungen und Häuser über einen längeren Zeitraum ausbaldowern. Daher sollte man gerade in der Urlaubszeit dafür sorgen, dass das Haus nicht unbewohnt aussieht.“

Eine besondere Rolle kommt dabei seiner Meinung nach den Nachbarn zu: „Bitten Sie die Nachbarn darum, den Briefkasten zu leeren“, rät er. Und die Nachbarn sollten generell ein wachsames Auge haben. Sein Tipp zur ersten Prävention: „Sollten sich Unbekannte in der Nachbarschaft ungewöhnlich verhalten oder fremde Autos auffällig langsam durch ein Wohngebiet fahren, informieren Sie ruhigen Gewissens die Polizei.“

Weitere Tipps zum Schutz vor Einbrechern:
Rollos sollten zur Tageszeit nicht zugezogen bleiben. Elektrische Rollläden mit einer Zeitschaltuhr sind ein probates Mittel. Aber auch Nachbarn oder Vertrauenspersonen könnten die Rollos öffnen und schließen

  • Schalten Sie den Anrufbeantworter aus. Ein Nachrichtentext mit der Dauer Ihrer Abwesenheit könnte andere auf dumme Gedanken bringen
  • Vorsicht bei Facebook, Twitter und Co.: Man sollte Urlaubszeiten nicht vorab posten
  • Verschließen Sie Fenster und Türen. Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster und ermöglicht dem Einbrecher ein schnelles Eindringen
  • Deponieren Sie keine Schlüssel im Außenbereich des Hauses

Übrigens: Die Kriminalpolizeiliche Beratung durch Claus-Dieter Jacobi ist kostenlos. Termine können unter 06421-406123 vereinbart werden.

Zuletzt bearbeitet am Montag, 25. Juni 2012 08:25

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