MARBURG. Einen fünfstelligen Betrag hat eine Seniorin an "die Freundin" ihrer Nichte übergeben - sie fiel auf den altbewährten Enkeltrick herein, das Geld ist verloren.
Einen versuchten sowie einen vollendeten Betrug registrierte die Polizei am Dienstagnachmittag in Marburg, teilt die Polizei mit. Wie in diesen Fällen üblich, gerieten wieder ältere Menschen in das Visier der Täter. Nach den Erkenntnissen der Polizei hielten sich die Verdächtigen später auch noch in der Marburger Innenstadt auf.
Gegen 14.30 Uhr versuchte eine unbekannte Anruferin zunächst ihr Glück bei einer Seniorin in der Marburger Straße. "Die 70-Jährige legte nach mehreren Minuten einfach den Telefonhörer auf und bewahrte sich so vermutlich vor einem finanziellen Schaden", erklärt Polizeisprecher Jürgen Schlick.
Bei einer älteren Dame in der Moischter Straße hatten die mutmaßlichen Betrüger leider Erfolg. Etwa um 15.30 Uhr meldete sich telefonisch eine Frau bei der Seniorin
und gab sich als Nichte aus. Schnell erschlich sich die vermeintliche Verwandte das Vertrauen und schilderte im Anschluss eine frei erfundene finanzielle Notsituation. Zur Übergabe des dringend benötigten Bargeldes im fünfstelligen Bereich wurde ein Treffen vor der Wohnung der Seniorin vereinbart.
Das gutgläubige Opfer hob das Geld von der Bank ab - und wenig später erschien dann wie vereinbart die angebliche Freundin der "falschen Nichte", die den Erhalt des
Geldes quittierte und sofort zu Fuß in Richtung Südspange das Weite suchte.
Die zirka 35 Jahre alte Verdächtige ist etwa 1,65 Meter groß und hat eine kräftige Figur sowie schwarze, zusammengebundene Haare. Die gebrochen deutsch sprechende Frau trug eine beige Strickjacke, eine blaue Jeans sowie weiße Slipper. Das erbeutete Geld transportierte sie in einer mitgebrachten Papiertüte mit einer Firmenaufschrift.
Die Fahnder konnten durch Befragungen den weiteren Weg der Verdächtigen ermitteln. Nach der Geldübergabe suchte sie eine Bäckerei in der Marburger Straße auf. Mit einem bestellten Taxi fuhr sie im Anschluss in die Straße "Im Rudert" und nahm dort eine weitere, südländisch aussehende Frau auf. Am Hintereingang des Kaufhauses Ahrens verliert sich die Spur des Duos.
Die Beobachtung eines Mannes in der Marburger Straße steht vermutlich ebenfalls im Zusammenhang mit dem Tatgeschehen in Cappel. Ihm fielen zwischen 15.30 Uhr und 15.45 Uhr vier fremde Frauen in der Marburger Straße auf, die sich in einer südländischen Sprache unterhielten und anschließend in Richtung Moischter Straße gingen. Drei dieser Frauen haben lange schwarze Haare. Eine davon dürfte vermutlich schwanger sein. Die vierte Frau fällt durch einen blonden Kurzhaarschnitt auf.
Die Kripo hofft nun auf Mithilfe aus der Bevölkerung und fragt: Wem sind verdächtige Personen/Personengruppen in Cappel und/oder der Marburger Innenstadt aufgefallen? Haben Zeugen in diesem Zusammenhang verdächtige Fahrzeuge gesehen? Wer hat in den letzten Tagen ähnliche Anrufe erhalten und dies bisher noch nicht bei der Polizei gemeldet?
Hinweise bitte an das Fachkommissariat 23 der Kripo Marburg, Tel. 06421-4060.
Damit Sie nicht Opfer eines Enkeltricks werden rät Polizeisprecher Jürgen Schlick: "Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Geben Sie keine Details zu Ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis. Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen bei dem angeblichen Familienangehörigen Rücksprache. Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen. Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110."
Weitere Informationen über den Enkeltrick und wie man sich davor schützen kann, stehen im Internet unter www.polizei-beratung.de oder www.polizei.hessen.de