Kasseler Kripo warnt vor Schockanrufen

Dienstag, 05. Juni 2012 18:10 geschrieben von  Migration

KASSEL. Mit sogenannten Schockanrufen versuchen Betrüger derzeit in den Kreisen Kassel, Schwalm-Eder und Werra-Meißner, an das Geld von Russlanddeutschen zu kommen. Perfekt russisch sprechende Anrufer geben sich dabei als Familienangehörige aus und schildern frei erfundene, dramatische Unglücke oder andere Notsituationen.

Bei den angezeigten Taten handelt es sich um eine neue Betrugsvariante des bekannten "Enkeltricks". In den vorliegenden Fällen wurden gezielt aus Russland stammende, ältere Mitbürger Opfer von Betrügern. Die Täter schilderten in einem Telefonat in perfektem Russisch eine Notsituation wie zum Beispiel einen schweren Sturz oder einen Verkehrsunfall, in die ein Angehöriger des Angerufenen verwickelt sei und aus der sich finanzielle Folgen entwickeln würden. Die dabei dramatisch geschilderten Notlagen von angeblichen Familienmitgliedern wirkten auf die Opfer am Telefon sehr schockierend. Diesen psychischen Ausnahmezustand nutzten die Anrufer aus und täuschten den Opfern notwendige Hilfeleistungen in Form von Geldzahlungen für medizinische Behandlungen, Operationen oder aber der Abwehr von Strafen vor. Sollte den Forderungen nicht nachgekommen werden, würde man die Polizei einschalten und es drohe unter anderem Gefängnisstrafe. Die geforderten Geldsummen wurden in den zur Vollendung gekommenen Fällen von Geldabholern, die bereits von den Anrufern angekündigt wurden, an der Adresse der jeweiligen Opfer abgeholt.

In Stadt und Landkreis Kassel gingen in den vergangenen Wochen ebenfalls vereinzelt Anzeigen von Opfern solcher Schockanrufe ein. In den meisten Fällen ließen sich die Betroffenen auf keine Zahlungen ein. Jedoch wurde Mitte April ein ausschließlich Russisch sprechender Mann aus Niederzwehren Opfer solcher Trickbetrüger. Ein Mann meldete sich bei dem 86-Jährigen und gab sich als Polizist aus, der dem Rentner mitteilte, sein Enkel sei angeblich in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Die Familie des vermeintlichen Unfallopfers wolle sich außergerichtlich einigen und verlange ein Schmerzensgeld von 20.000 Euro.

Falls nicht gezahlt werde, drohte der falsche Polizist mit Gefängnisstrafe für den Enkel. Der 86-Jährige übergab daraufhin kurze Zeit später einem Unbekannten an seiner Wohnungstür 6000 Euro, die der Rentner in Kürze auftreiben konnte. Als der Rentner danach seinen richtigen Enkel telefonisch erreichte, flog der Schwindel auf. Während der gesamten Tatausführung war Russisch gesprochen worden. Dem 86-Jährigen war eine Rückrufnummer mit der Vorwahl 00370 für Litauen durchgegeben.

Die Polizei geht davon aus, dass es weitere solche "Schockanrufe" gab und auch künftig geben wird. Wer einen solchen Schockanruf erhält, sollte je nach Ergebnis des rückversichernden Anrufs bei dem angeblichen Verwandten oder Bekannten unbedingt die für seinen Wohnort zuständige Polizei aufsuchen und eine Anzeige wegen des versuchten Betrugs erstatten. "Gehen Sie nicht auf die Forderungen ein", appellierte am Dienstag Polizeisprecherin Sabine Knöll.


Ein Plakat mit entsprechenden Warnhinweisen sowie Verhaltensregeln in russischer Sprache steht zum Download auf der Internetseite des Polizeipräsidiums Nordhessen bereit.

Zuletzt bearbeitet am Dienstag, 05. Juni 2012 18:36

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