KASSEL. Durch die Medienberichterstattung im Focus-Online "Mitarbeiter der Pathologie beklaute NSU-Mordopfer" von Freitag gerät das Polizeipräsidium Nordhessen und insbesondere das für Mordermittlungen zuständige Kommissariat K 11 in die Kritik, die Ermittlungen nicht ordnungsgemäß geführt zu haben. Dies weist der Polizeipräsident zurück.
Hintergrund der Berichterstattung ist der Umstand, dass ein Mitarbeiter der Pathologie im Klinikum Kassel das Handy des Getöteten gestohlen haben soll, bevor der Leichnam obduziert worden war. Vorwürfe, die Ermittler hätten den Leichnam bereits am Tatort durchsuchen müssen, weist Polizeipräsident Eckhard Sauer vehement zurück: "Der Leichnam des Verstorbenen wurde zusammen mit dem zum Tatort gerufenen Rechtmediziner untersucht. Nachdem zwei Schussverletzungen im Kopf festgestellt worden waren, wurden am Leichnam im Hinblick auf eine bevorstehende, staatsanwaltschaftlich angeordnete Obduktion nur die unbedingt notwendigen Veränderungen vorgenommen und anschließend zur Obduktion in die Pathologie gebracht", sagte Sauer am Freitagabend.
Dies sei in solchen Fällen übliche und gängige Praxis, um keine wichtigen Spuren zu vernichten oder zu verändern. Dahinter stehe das Bestreben, dem Rechtsmediziner den Leichnam möglichst unverändert zur Obduktion zu übergeben, da sich so der Mediziner besser ein Gesamturteil bilden und Rückschlüsse auf den Tathergang ziehen könne, betont der nordhessische Polizeipräsident.
Zu dem genannten und weiteren Diebstählen in der Pathologie - keine Abteilung der Polizei - äußerte sich Sauer nicht. Der Mann, der dem Mordopfer das Handy abnahm, wurde dem Focus-Bericht zufolge nach Bekanntwerden der Vorwürfe umgehend entlassen und 2007 wegen Unterschlagung zu einer Geldstrafe verurteilt.
Der entsprechende Focus-Online-Bericht ist unter nachfolgendem Link zu erreichen:
Mitarbeiter der Pathologie beklaute NSU-Mordopfer (25.05.2012)