Telefon-Betrüger versuchen, Senioren um ihr Geld zu bringen

Donnerstag, 16. Februar 2012 12:22 geschrieben von  Migration

LANDKREIS. Die Polizei warnt derzeit vor Telefonbetrügern und sagt "Die Täter werden ständig dreister. Wer einmal irgendwo angebissen hat, steckt in der Mühle und kann sich vor weiteren versuchten Betrügereien kaum noch retten."

Es fängt etwa harmlos mit einem kleinen angeblichen Gewinnspiel an. Wer sich am Telefon dazu überreden lässt, den erreichen plötzlich statt des erhofften Gewinns irgendwelche Zahlungsforderungen wegen eines abgeschlossenen Abonnements.

"Das geht soweit, dass wohl formulierte und sehr amtlich aussehende Schreiben mit Forderungen von Inkassounternehmen im Briefkasten landen. Das ist der Versuch, die unberechtigten Forderungen aus dem Gewinnspiel-Abo einzutreiben. Wer jetzt nicht aus Furcht vor den angedrohten schlimmen Folgen bezahlt, den erreichen plötzlich Anrufe eines freundlichen Herrn oder einer ebensolchen Dame aus einer angeblichen Rechtsanwaltskanzlei", teilt Polizeisprecher Martin Ahlich mit. Die bieten unaufgefordert plötzlich Hilfe an, aus dem Vertrag oder den Forderungen des Inkassounternehmens herauszukommen.

"Unterm Strich versuchen diese Anrufer nur, ihren Misserfolg zu kompensieren und auf andere Weise an das Geld ihres Opfers zu kommen.", so Ahlich.

Leider fallen oftmals ältere Menschen immer wieder auf die verschiedensten betrügerischen Maschen herein, insbesondere, wenn die Täter übers Telefon Kontakt aufnehmen. In unterschiedlichen Varianten agierten in jüngster Zeit im Landkreis Betrüger ausschließlich am Telefon.

"Bevor ich tatsächliche Fälle aus der Region schildere, will ich eines vorwegnehmen: Die rhetorisch geschulten und geschickten Betrüger treten freundlich und bestimmt auf. Sie erreichen durch ihre Selbstdarstellung eine gewisse Glaubwürdigkeit, was die dann folgenden Geschichten plausibel klingen lässt. Da am Ende ein angeblicher Vorteil für das Opfer steht, schwinden Misstrauen und Zweifel hinsichtlich der erbetenen Anschubfinanzierung. Die Betrüger nutzen die Hilfsbereitschaft, Gutgläubigkeit, Ängste, Unkenntnis und persönlichen Umstände ihrer Opfer scham- und gnadenlos aus. Über die Umstände haben die Täter
Kenntnis, weil sie zusammenarbeiten und vernetzt sind. Wer einmal zahlt, wird die Betrüger oftmals nicht wieder los", betont Ahlich

Ende Januar meldeten sich zwei Männer bei einer 74-jährigen Seniorin der Gemeinde Wetter. Sie forderten angeblich offene Beiträge aus einem Gewinnspielvertrag aus dem Jahr 2010 und schüchterten ihr Opfer mit der Androhung gerichtlicher Folgen und horrender Strafen bei Nichtbezahlung ein. Die Täter erreichten ihr Ziel.

Die verunsicherte und verängstigte Dame überwies per Western Union mehrere hundert Euro an eine Adresse in der Türkei. Einmal bezahlt lässt sich die Dame
doch bestimmt weiter schröpfen, dachten die Betrüger und legten nach. Kurz nach der Zahlung meldet sich ein angeblicher Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Berlin. Wegen der Geldverschickung in die Türkei sei in Berlin ein Strafverfahren anhängig, das gegen die sofortige Bezahlung von 5.000 Euro auf ein Konto der Berliner Sparkasse eingestellt wird, sagte der Mann. Diesmal zahlte die Frau nicht und ging sofort zur Polizei.

In Gladenbach fiel eine 73-jährige Frau Betrügern zum Opfer. Sie hatte sich vor Jahren am Telefon auf die Teilnahme an einem Gewinnspiel eingelassen, aber nach wenigen Monaten die Mitgliedschaft gekündigt. Seitdem erhielt sie ständig Anrufe mit Anmahnungen zur Zahlung von Fehlbeträgen.

Nach der vehementen Intervention eines Vertrauten hörten die Anrufe dieser Firma auf. In der Zwischenzeit reagierte die Dame glücklicherweise nicht auf die Anrufer, die wie auch immer von ihrer Not aus dem Vertrag herauszukommen gehört hatten und nun ihre Hilfe anboten. "Gegen die Zahlung von 100 Euro helfe ich Ihnen, die unangenehmen Anrufe los zu werden", sagten die Anrufer. Auch diese "freundlichen Helfer" hatten es nur auf das Geld abgesehen. Eine Hilfe wäre nie erfolgt.

Die Dame erhielt weitere Anrufe anderer Firmen, sogar angeblicher Behörden. Den Gipfel der Dreistigkeit leistete sich ein Anrufer am 8. Februar. Er meldete sich mit: "Polizei! Wenn Sie wissen wollen, was die Polizei von Ihnen will, drücken Sie bitte die 1". So würde die Polizei niemals vorgehen, dachte sich die Seniorin und beendete richtigerweise das Telefonat.

Sie vermied damit vermutlich die Warteschleife einer sogenannten Mehrwertdienstnummer und damit hohe Telefonkosten.

In einem anderen Fall meldete sich ein angeblicher Rechtsanwalt einer renommierten Anwaltskanzlei einer bundesdeutschen Großstadt unaufgefordert telefonisch. Er übermittelte die freudige Überraschung, dass die Frau gewonnen habe und bot sofort seine Unterstützung bei der Abwicklung der Modalitäten
zur Ausschüttung eines Gewinns an. Mit dieser Geschichte versuchte er, eine finanzielle Vorleistung zu erhalten.

In einem anderen Fall wollte der Rechtsanwalt in einem Mahnverfahren helfen, in dem es um nicht bezahlte Prämien aus Gewinnspielbeteiligungen ging. Der entsprechende Brief dazu war kurz zuvor per Post eingetroffen. "Woher wusste der Rechtsanwalt aus der fremden Stadt das nur?", wundert sich Ahlich.

Bei allen Betrugsmaschen läuft es darauf hinaus, dass die Opfer Geld per Western Union oder einem ähnlichen Dienst überweisen sollen. Die Empfänger sitzen meist im Ausland - das Geld ist unwiderruflich weg.

"Ein Gewinn, der etwas kostet, ist kein Gewinn! Gewinnen kann ich nur, wenn ich an irgendeinem Gewinnspiel teilgenommen habe. Seriöse Gewinnspiele fordern keine weitere Leistung als die Teilnahme an dem Spiel. Sie fordern definitiv keine Bargeldüberweisung", warnt der Polizeisprecher.

Bei ungebetenen Anrufern von Fremden, die einen am Telefon zu irgendetwas überreden wollen oder bei sogenannten Gewinnbenachrichtigungen im Briefkasten ist höchste Vorsicht geboten. "Vor Betrügern am Telefon schützt man sich am Besten, wenn man sofort auflegt und sich gar nicht erst auf ein Gespräch einlässt! Niemals ungebetenen Anrufern persönliche Daten bekannt geben und nicht auf Aufforderung irgendwelche Ziffern drücken. Die Worte "Ja" und "Nein" insbesondere auch bei automatisierten Bandansagen vermeiden. Telefonate können manipuliert werden. Es erfolgt eventuell eine veränderbare Aufzeichnung, und ehe man sich versieht, hat man telefonisch einem Vertrag zugestimmt, wie der Gesprächsmitschnitt dann belegt", warnt Ahlich.

"Wenn Sie zudem niemals Bargeld an fremde Empfänger übergeben oder überweisen minimiert sich die Gefahr, Betrügern zum Opfer zu fallen. Wenn Sie mit Fremden telefonieren, lassen Sie sich immer den Namen des Anrufers, die Erreichbarkeit und den Namen des Auftraggebers geben. Informieren Sie sich dann im Internet, bei der Verbraucherzentrale oder bei der Polizei und rufen Sie gegebenenfalls zurück. Die Polizei steht Ihnen gerne jederzeit beratend zur Seite.
Rufen Sie lieber einmal mehr bei der Polizei an, als einmal zu wenig", rät er.

Informationen zum Schutz vor Betrug gibt es im Internet unter www.polizei.hessen.de oder www.polizei-beratung.de (ma)

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