THW übte Kolonnenfahren: "Wir sind ein Fahrzeug"

Samstag, 07. März 2015 15:11 geschrieben von  HNA

FRANKENBERG. Viele Menschen zwischen Frankenberg und Hatzfeld haben sich am Donnerstagabend über Fahrzeuge mit Blaulicht auf Bundes- und Ortsstraßen gewundert: Das Technische Hilfswerk aus Frankenberg war dreieinhalb Stunden auf Übungsfahrt, um das Fahren als Kolonne im geschlossenen Verband zu üben.

Als es losgeht, sind die Fahnen an den Fahrzeugen bereits angebracht: Alle haben eine blaue Fahne, nur das Schlusslicht ist mit einer grünen ausgerüstet. Alles ist genau geregelt - am ersten und letzten Fahrzeug ist das Blaulicht eingeschaltet: Am Donnerstagabend um 18.39 Uhr fahren insgesamt sechs Einsatzfahrzeuge des THW-Ortsverbandes Frankenberg vom Gelände des Katastrophenschutzzentrums in der Auestraße. Diesmal allerdings nicht zu einem Ernstfall: Auf dem Stundenplan steht eine Kolonnenfahrt. "Das Fahren im geschlossenen Verband muss geübt werden", begründet Zugführer Michael Fröchtenicht das Ausrücken seines Teams in die Nacht hinein. Ziel sei es, vor allem die Geschwindigkeiten und Abstände einzuhalten.

Bei der Übung ist alles dabei, was das Technische Hilfswerk in Frankenberg an Fahrzeugen hat - vom Mannschaftstransporter bis zum 16 Tonner mit Anhänger. Auch die Feldküche ist an Bord, nur das Bergeräumgerät bleibt in der Garage. Und es ist auch fast alles dabei, was  das Frankenberger THW an Personal zu bieten hat: 16 ehrenamtliche THW-Helfer im Alter zwischen 20 und fast 60 Jahren. In Frankenberg hat das THW aktuell zwischen 25 und 30 aktive, ehrenamtliche Mitarbeiter. Kolonnenführer ist Till Finger. Er sorgt auch für die Einweisung der Fahrer und die Überprüfung der Funkgeräte.

Während der Übung kommt nahezu jeder THW-Mitarbeiter auf den Fahrersitz, der Platz am Lenkrad wird nach jeder Pause gewechselt. Die Übungsfahrt ist perfekt ausgearbeitet. Der jüngste Fahrer ist gerade mal 20 Jahre alt: Lukas Mittler. "Die Fahrer sollen ein Gefühl dafür bekommen, wann langsamer und wann schneller gefahren werden muss", erklärt Alexander Daume, der Ortsbeauftragte des THW in Frankenberg, den Sinn und Zweck der Übungsfahrt. In jeder Situation müsse vorausschauend gefahren werden.

Vor allem in geschlossenen Ortschaften mit engen Straßen, an Ampeln, im Kreisverkehr und an Kreuzungen steigt der Adrenalinspiegel der Fahrzeugführer. Die Kolonne muss die Ampel oder die Kreuzung komplett überqueren, selbst wenn die Ampel schon längst wieder auf Rot geschaltet hat: "Wenn das erste Fahrzeug die Ampel bei Grün passiert, fahren alle. Wir sind ein Fahrzeug", erklärt Zugführer Fröchtenicht. Das Problem: Viele Verkehrsteilnehmer haben das aus der Fahrschule längst vergessen.  "Die meisten Autofahrer  wissen gar nicht, dass die ganze Kolonne ein Fahrzeug ist und pressen sich in  kleine Lücken einfach rein. Aber dann lassen wir dieses Auto natürlich auch rein",  sagt auch Alexander Daume.  Die Verkehrssicherheit ist das höchste Gut. Der Blick der Fahrzeugführer in den Rück- und Außenspiegel wird daher schnell zur Gewohnheit.

Es läuft auch alles wie am Schnürchen. An "Knackpunkten" wie beim Überqueren der viel befahrenen Bundesstraße 253 von Birkenbringhausen in Richtung Allendorf fahren alle THW-Fahrzeuge mit Blaulicht. "Das flößt den Autofahrern schon Respekt ein", sagt Michael Fröchtenicht. Sollte die Kolonne trotzdem einmal auseinander gerissen werden, müssen sich die Fahrer per Funk verständigen.  Über die Rosenthaler Straße in Frankenberg fährt die Kolonne nach Burgwald, Birkenbringhausen und Allendorf. Höchstgeschwindigkeit: etwa 45 Stundenkilometer. Zwischenzeitlich werden "technische Stopps" eingelegt: An den Haltepunkten werden Licht und Reifen überprüft. Dann geht es weiter über Dodenau, Reddighausen und Laisa nach Berghofen.

Dort gibt es die einzige knifflige Situation an diesem Abend: In Berghofen ist ein Rettungswagen im Einsatz. Deshalb bleibt die ganze Kolonne solange stehen, bis der Rettungswagen mit einem Patienten abgerückt ist. "Mit unserer Kolonne dürfen wir den Rettungsdienst nicht behindern", erklärt Alexander Daume. So wird auch diese Situation gemeistert. Um 22 Uhr fährt die Kolonne wieder auf den THW-Hof. Eine große Manöverkritik gibt es nicht mehr: "Es ist alles reibungslos gelaufen, zu 90 Prozent hat alles geklappt.", sagte Alexander Daume.

In den vergangenen Jahren war das Frankenberger THW immer wieder bei großen Ernstfällen dabei - dazu gehörten auch immer Kolonnenfahrten. Michael Fröchtenicht war beispielsweise schon beim Elbehochwaser 2002 im Einsatz. Bei einer internationalen Übung 2010 in England gehörten die Frankenberger zur ersten ausländischen THW-Kolonne, die auf der Insel gefahren ist.


Link:
THW-Ortsverband Frankenberg

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Zuletzt bearbeitet am Samstag, 07. März 2015 18:09
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