FRANKENBERG. Drei Brüder – 17, 18 und 20 Jahre alt – haben im Wald einen Hochsitz umgerissen und wollten das Holz mit einem Lkw abtransportieren. Dabei wurden sie vom Jagdaufseher erwischt. Am Donnerstag saßen die drei jungen Männer nebeneinander auf der Anklagebank. Gemeinschaftlichen Diebstahl in Tateinheit mit Sachbeschädigung wirft die Staatsanwaltschaft dem Trio vor.
„Wir holen immer ein bisschen Holz aus dem Wald", rechtfertigte sich der Älteste der drei Brüder. Und: „Der Hochsitz war doch schon alt." „Sie dürfen nicht einfach das Eigentum anderer Menschen mitnehmen", stellte Richterin Hülshorst klar. „Der Hochsitz war auf keinen Fall kaputt", sagte der 53 Jahre alte Jagdaufseher. Zusammen mit seiner Tochter sei er am 17. Mai dieses Jahres im Wald gewesen. Gegen 21 Uhr habe er zunächst einen Lkw und dann Hammerschläge gehört: „Da war mir klar, dass ein Hochsitz zerstört wird." Schnell habe er alles zusammengepackt und in seinen Wagen geladen. Dann sei ihm der Lkw mit dem zerschlagenen Hochsitz auf der Ladefläche auch schon entgegen gekommen. Mit Hupen und mit Lichtzeichen habe er Signale gegeben und den Lastwagen dann kurz vor einer Ortschaft eingeholt und gestellt.
Der Jagdaufseher informierte die Polizei und hielt die Tatverdächtigen bis zum Eintreffen der Beamten fest. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten die jungen Männer das Holz mitnehmen können, sagte er. Das hätten jedoch die Polizeibeamten untersagt. So mussten die jungen Männer das Holz schließlich wieder abladen. „Mir geht es darum, dass meine Hochsitze nicht zerstört werden", betonte der 53-Jährige. Nachdem Richterin Hülshorst die schwierigen Lebensgeschichten der drei jungen Männer gehört und auch das Jugendamt seine Stellungnahme abgegeben hatte, nahm das Verfahren eine unerwartete Wende: „Wir müssen sie nicht verurteilen, aber dann muss jeder mindestens 50 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten", schlug die Richterin vor. Aufgrund der finanziellen Lage der Familie sei an Schadenersatz nicht zu denken. So muss nun jeder der drei jungen Männer bis zum Ende dieses Jahres 50 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
„Wenn da nochmal was passiert, können Sie nicht mit dieser Milde rechnen", gab die Richterin den jungen, allesamt arbeitslosen Männern noch mit auf den Weg.
Quelle: HNA