Luchse in nordhessischen Wäldern bestätigt

Donnerstag, 26. Januar 2012 09:33 geschrieben von  Migration

KASSEL. Mit 47 Luchsfotos aus Fotofallen, die vom Arbeitskreis Hessenluchs und Hessen-Forst im Jahr 2011 in osthessischen Forstämtern aufgestellt wurden, konnten die Luchsforscher aus mehreren Umweltverbänden eine gute Bilanz des ersten Projektjahres ziehen. „Wir waren überrascht, so schnell Luchse vor die automatischen Kameras zu bekommen und nachweisen zu können“, freut sich Stefanie Fester, Mitglied im Landesvorstand des NABU Hessen. In zehn Fällen lösten freilebende Luchse die Kameras aus. Der NABU ist mit zehn Fotofallen am Luchsmonitoring beteiligt.

Auch Gerd Bauer, Koordinator im Arbeitskreis Hessenluchs und Thomas Norgall vom BUND sind mehr als zufrieden: „Dieses tolle Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen.“ Der Leiter von Hessen-Forst, Michael Gerst, ergänzt: „Für den hessischen Wald bedeutet die beginnende Rückkehr des Luchses einen Gewinn an Artenvielfalt, den wir durch spezielle Artpatenschaften in drei Forstämtern auch weiterhin fördern wollen.“ Die wichtigste Erkenntnis der Fotofallenaktion des letzten Jahres sei der Nachweis von Jungtieren gewesen. „Eine Luchsin, die im Herbst 2010 mit einem Jungtier in Nordhessen gefilmt werden konnte, hatte vermutlich zwei oder sogar drei Jungtiere“, so Fester. Eine besondere Überraschung erlebten die Luchsfachleute dann zum Jahreswechsel 2011/2012: Gleich zweimal gelangen zufälligen Beobachtern erneute Bilddokumente eines Luchsweibchens mit Jungtieren in Nordhessen. Da die bisher festgestellten Luchse nur eine geringe Körperfleckung aufweisen, konnten allerdings nur vage Aussagen zur Zahl der Luchse machen. Deshalb sei es wichtig, die gute Zusammenarbeit des Naturschutzes mit Hessen-Forst im AK Hessenluchs fortzusetzen.

Eindeutiger Schwerpunkt der Luchsnachweise sind in Hessen die Wälder der nordhessischen Forstämter Melsungen und Hessisch Lichtenau. In ihnen gelangen in den zurückliegenden 15 Jahren zahlreiche Feststellungen des Luchses. Nachdem vor zwei Jahren der im Harz besenderte Jungluchs „M2“ in dieses Waldgebiet eingewandert war und 2010 dann einem Wanderer Filmaufnahmen einer Luchsin mit Jungtier gelangen, startete der Arbeitskreis Hessenluchs die Fotofallen-Kampagne. In den beiden Forstämtern wurden 49 Fotofallen im Freiland an Bäumen befestigt und im Monatsrhythmus von den Forstämtern kontrolliert. Finanziert wurden die Fallen durch das Forstamt Melsungen, den NABU und den BUND. Die wissenschaftliche Zusammenstellung der Ergebnisse erfolgte durch die Diplom-Biologin Martina Denk.

Eindeutig identifiziert wurden anhand der Fotos zwei verschiedene Luchse. Sicher ist, dass zumindest in der ersten Hälfte des Jahres 2011 vier Luchse, nämlich ein Weibchen mit mindestens zwei Jungtieren und mindestens ein erwachsener männlicher Luchs im Gebiet lebten. Möglicherweise lebten aber auch mehr Luchse in diesem Waldgebiet. So wurde 2010 ein deutlich gefleckter Luchs fotografiert. Dieses Tier könnte 2011 noch gelebt haben, ohne dass ein neues Foto gelang bzw. ohne dass es auf einem Bild wiedererkannt werden konnte. Der Fotonachweis der Jungtiere bestätigte Sichtbeobachtungen aus dem Herbst 2011, bei denen ebenfalls mindestens zwei Jungluchse beobachtet wurden. Laut Fachliteratur wäre im Untersuchungsgebiet Raum für die Jagdreviere eines Männchens und von ein bis zwei Weibchen.

Dass Luchse es auch in Hessen schwer haben, zeigt ein Skelettfund aus der Söhre. Es konnte nur noch der Schädel erwachsenen Luchses geborgen werden. Im Oktober 2011 wurde ein „halberwachsener“ Luchs tot im Untersuchungsgebiet gefunden. Als Todesursache ermittelte die Universität Gießen akutes Herz-Kreislaufversagen als Folge einer massiven Abmagerung.

Erfolglos blieb bislang der Einsatz von vier Fotofallen im Rheingau-Taunus-Kreis und von zehn Spezialkameras im Forstamtsbereich Schotten. Die Fallen im Rheingau wurden von der Bürgerstiftung „Unser Land. Rheingau und Taunus“ und im Vogelsberg vom Forstamt Schotten finanziert.

Quelle: NABU Hessen

Zuletzt bearbeitet am Donnerstag, 26. Januar 2012 17:20
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