Nachsuche

Montag, 19. Dezember 2011 08:56 geschrieben von  Migration

PADBERG * Wir schreiben den 17. Dezember. In der Nacht hat es wieder geschneit und das Treffen an der Jagdhütte  in Padberg lässt uns hoffen, einige  Sauen  zu strecken. Hier und da wurden bereits Sauen gefährtet, die Wildschäden an den Wiesen weisen das Revier als stark sauenlastig aus. 

Wie immer werden wir von  Stefan Völlmeke herzlich begrüßt, für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. Brötchen, Frikadellen und Süßigkeiten, nebst Kaffee und Kuchen, runden das Frühstück  ab.

Das Überprüfen der Jadscheine ist reine Formsache, jeder hat natürlich seinen Jagdschein dabei, die Einteilung der Schützen und Hundeführer  erfolgt mit Zustimung des Reviernachbarn und Beständers H. Arnolds. Hier macht sich die gute nachbarschaftliche Beziehung zwischen den beiden Beständern bemerkbar.

Das erste Treiben wird am Eisenberg  direkt am Diemelsee oberhalb der Sperrmauer durchgeführt. Hier liegen  immer die Sauen fest. Die 2 km von der Sperrmauer bis zum Gipfel müssen die Geländewagen duch den Schnee pflügen. Wir kommen aber gut an und ich entscheide mich, die alte Wachtelhündin als Reserve im Auto zu lassen. Die beiden jungen Wachtelhunde EMMA und KALLE sollen erstmalig ohne Unterstützung der Mutter eine  Fichtendickung durchstöbern.

Ich schnalle die Hunde, die sofort die Dickung annehmen und systematisch mit mir die Fichtenschonung durchkämmen. Leider befindet sich kein Schwarzwild in der Dickung. Ich  versuche das Fichtenstangeholz am Nordufer des See´s zu treiben. Die Hunde haben bereits begriffen, dass es in der Dickung nicht´s zu holen gibt,  arbeiten den Hang entlang um abrupt eine bestimmte Stelle im  Schnee zu bewinden. Ich schiebe mich den Hang entlang auf die Hunde zu. EMMA zeigt mit freudig Schweiß, welcher unter 3 Trittsiegeln den Schnee rot färbt. Drei Trittsiegel ??? Nein, denke ich mir, bloß keine Laufverletzung. Das kann lange dauern, auch meinen Auftrag, den Westhang des Eisenbergs zu treiben,  kann ich so nicht weiter verfolgen.

Mein Entchluss ist folgender: Die erfahrene Hündin KIRA aus dem Pkw holen und der Schweißfährte folgen um dem Stück weitere Qualen zu ersparen.

Mittelerweile bin ich durchgeschwitzt als ich am Anschuss ankomme. Die beiden Hunde liegen noch dort wo ich sie abgelegt habe, sehr gehorsam die beiden...Die alte Hündin bewindet den Anschuss, zeigt allerdings keine wirkliche Freude und fängt an, die Schweißfährte auszuarbeiten. Im Schnee kann ich erkennen, das sie richtig ist und die beiden jungen Hunde folgen ihr mit starkem Interesse. Es geht über Stock und Stein, das erste Wundbett finden wir, das zweite und auch ein Tropfbett . Hier hat das Stück verhofft um Kraft zu sammeln. Wir bewegen uns durch eine 15 jährige Fichtenschonung bergab immer der roten Fährte folgend. Die Schneemassen fallen von den Bäumen  in mein Genick, so dass ich mittlerweile am ganzen Körper nass bin. Nach ca. 1500 metern bin ich am Ende meiner Kraft, ich muss ein paar Minuten Pause haben, fange  an zu frieren und folge den Hunden durch eine  Buchrenrauschen / Fichtenanflug Dickung. Nun stellen sich die Behänge der alten Hündin auf, ein untrügliches Zeichen, dass Wild vor uns steht. Meine Mauser 66 S wird repetiert, ich lasse die Hunde ablegen und umschlage die Dickung, allerdings mit mäßigem Erfolg, da das Stück  beim Annähern bereits das Weite sucht. Also zurück zu den Hunden, KIRA straft mich mit einem vielsagenden Blick und schon geht es weiter Richtung Diemel, die Schneefallgrenze haben wir bereits unterschritten, es ist nun kein Schweiß mehr zu erkennen, ich muss mich also auf meine treue Jagdgefährtin KIRA verlassen,  ihr und den beiden jungen Hunden folgen. Mittlerweile bin ich physisch am Ende, total durchnässt möchte ich die Nachsuche abbrechen, als mir ein Schütze signalisiert, das ein krankes Stück Rehwild unter ihm durchgewechselt sei. Er habe es nicht beschießen können, da der Winkel zu spitz war. Nun bekomme ich wieder Energie in Form von Adrenalin zugeführt. Es geht weiter, immer den Hunden folgend ca. 200 Meter bergauf, dann wieder 150 Meter bergab. Meine Knie zittern vor Anstrengung, die Hunde sehen nun auch nicht mehr so frisch aus und vor uns befindet sich  ein Talauschnitt, der vor Kyrillholz nur so strotzt. 

Wir steigen über umgestürzte Bäume, als 3 Frischlinge vor uns hochgehen und ins Nachbarrevier der Gräfin wechseln. Die alte Hündin lässt sich davon nicht beirren und  arbeitet weiter . Die beiden jungen Hunde folgen der erfahrenen Leithündin, bis diese mir durch ihr Verhalten anzeigt, dass das verletzte Tier sich unmittelbar vor uns befindet. Nun gehe ich kein Risiko mehr ein. Das Stück muss zur Strecke kommen und zwar jetzt . Das Kommando  " voran "  lässt die Hündin pfeilschnell über einen Wildwechsel in eine Fichtenschonung einbrechen. Die jungen Hunde hinterher. Das Stück Rehwild wird sofort gestellt, der Kehlgriff der erfahrenen Hündin lässt das Stück verenden, bevor ich am Ort des Geschehens bin. Meine Klinge aus 440 er Stahl bohrt sich dennoch  in die Kammer des Tieres und beendet aus Sicherheitsgründen dessen Leben.

Total erschöpft lasse ich die Waffe fallen, ich bin nun ausgelaugt und fange erbärmlich an zu frieren. Die alte Hündin nimmt das Stück in Besitz und zeigt den beiden jungen Hunden ihre Zähne. Auch  mir wird unmissverständlich klar gemacht: " keinen Schritt weiter, sonst tuts weh " Nun, ich kenne meine Hündin, nach kurzer Zeit nehme ich  das Stück Rehwild hoch und ziehe es durch Berg und Tal zur Strasse. Per Handy erreiche ich Marco Bücker, der mir zusichert mit dem Lada in Kürze bei mir zu sein.

Um es kurz zu machen... Ich bin froh, das Leiden des Stückes beendet zu haben. Abends beim Strecke legen werden die Hunde von Stefan Völlmeke gelobt und  ich erhalte zusammen mit dem Schützen ELMAR einen Bruch.

Ein ereignisreicher Jagdtag nähert sich dem Ende .

Zuletzt bearbeitet am Donnerstag, 22. Dezember 2011 13:59
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