Jagdtagebuch

Donnerstag, 04. August 2011 16:08 geschrieben von  Migration

STORMBRUCH. Wir haben den  1. Mai und die Bockjagd ist eröffnet. Karl Brocke aus Stormbruch Lars Figge aus Lichtenfels Münden,  Carsten Hildebrand aus Mühlhausen und meine Wenigkeit haben uns zur Bockjagd am Diemelsee verabredet.

Es ist ein herrlicher Tag, die Nebel ziehen vom See hinauf in die Fichtenwipfel und zerstäuben im ersten Sonnenlicht. Ich sitze auf meiner " versteckten Kanzel " und habe meine junge Wachtelhündin Emma bei mir. Die Hündin hat eine sehr gute Nase und  ist für jeden Ansitz und Pirschgang dankbar. Sie muss halt noch einiges lernen, aber das wird schon.

Wir beide hängen unseren Gedanken nach. Beruflich hat sich einiges verändert  . Wie sieht die Zukunft aus ? Werden sich die Investitionen lohnen ? Ist alles so umsetztbar wie ich mir das vorstelle ? Diese und andere Gedanken gehen mir durch den Kopf als ca. 50 Meter von mir ein Bock hochkommt und schreckend davon zieht. Was hat diesen alten Recken denn gestört ? Aber ich weiss in dieser Minute, als ein Keiler die Bühne betritt was des Rätsels Lösung ist. Der Basse hat ein Gewicht von ca. 80 Kilo, allerdings ist Schonzeit für Keiler und so zieht er im Frühnebel in eine nahegelegene Dickung um den Rest des Tages zu verschlafen.

Um 7:15 Uhr setzt sich meine Hündin auf die Läufe und windet interessiert in eine Richtung. Ich nehme mein Glas hoch, kann allerdings nicht die geringste Bewegung erkennen.  Immer und immer wieder Glase ich die Umgebung ab....nicht`s zu erkennen. Der Buntspecht, so scheint es ist der einzige Waldbewohner, der aktiv ist. Ein imposanter und fleißiger Geselle.

Es ist nun 07:50 Uhr, noch 10 Minuten dann werde ich abbaumen. Ulla, die Frau von Karl Brocke hat das Frühstück bestimmt schon zubereitet. Da gibt es immer hausgemachte Wurst, mir läuft der Speichel im Munde zusammen wenn ich daran denke.

Da, eine Bewegung an der Fichtenschonung lässt meinen Herzschlag  spürbar beschleunigen.Ein zweijähriger Bock  bearbeitet eine kleine Fichte mit seinem Gehörn. Nun heisst es abwarten, die Entfernung beträgt ca. 100 Meter, auch steht er spitz zu mir, einen sicheren Schuss anzubringen ist zu riskant. Nein, unmöglich.  

Die Zeit vergeht wie im Fluge, es ist nun 08:15, um diese Zeit wollten wir uns bei Karl treffen.Hoffentlich essen mir die Waidgenossen nicht die gute Wurst allein auf !! Der Bock zieht an der Innenkante der Fichtenschonung immer verdeckt von einigen Stämmen an meiner linken Seite vorbei. Eine Rückeschneise muss er in ca. 10 Metern überqueren, das ist meine Chance. Die Mauser M03 im Kal. 9,3 x 62 fliegt automatisch an meine Wange. Das Absehen 40 des Zeissglases  steht in der Mitte der Schneise. Und tatsächlich, der Bock schiebt sich an der letzten Fichte vorbei in die Schneise. Entsichern und Einstechen sind ein Bewegungsablauf. Die Waffe fest in die Schulter gedrückt spüre ich in meiner Aufregung den Rückschlag gar nicht. Der Bock fällt wie von Geisterhand um und bleibt liegen.

Nun das Handy an und die Nummer von Karl gedrückt. Ich komme etwas später ....Bock tot melde ich und erhalte ein erfreutes Waidmannsheil.

Die Hündin kommt heute zum ersten Mal mit einem Stück Rehwild zusammen, ist aufgeregt wie ein Teenager beim ersten Kuss und wir haben zum ersten Mal ein gemeinsames, erfolgreiches Jagderlebnis.

Foto und Red.: Klaus Rohde

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt bearbeitet am Dienstag, 09. August 2011 17:28
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