DIEMELSEE. Der Anruf von Karl Brocke aus Stormbruch erreicht mich um 07:15 Uhr . Gestern Abend habe ich im " Finger " einen etwa 2 -jährigen Bock gestreckt und ich kam lange Zeit nicht zur Ruhe, da das Adrenalin noch Stunden nachher in mir wirkte. Erst gegen 04:00 Uhr am Morgen schlief ich ein...
Wie gesagt, der Anruf von Karl kam mir ungelegen, Karl hatte eine Sau in der Eschenseite beschossen und benötigte meine Hilfe. Gesagt, getan, übermüdet gerade mal über die Zähne geputz nehme ich meine Büchse ( Mauser 66 ) aus dem Waffenschrank, das Waidblatt, Schweißhalsung und Riemen und meine beiden Hunde um zur Eschenseite zu fahren. Erst müssen die Hunde sich lösen, Hektik ist jetzt nicht angesagt, das überträgt sich sofort auf die Hunde. Am Anschuss angekommen zeigt mir Karl den Ort, wo er die Sau ( eine von dreien ) beschossen hat. Ich suche angestrengt nach Schweiss, Schnitthaar und Kugelriss, kann aber nichts finden. Damit dürfte feststehen, dass die Nachsuche nicht leicht wird. Also, die erfahrene Hündin KIRA muss ran. Die kleine Hündin EMMA lasse ich besser im Auto, bei Schwarzwild weiss man nie, was so passieren kann. Schwarzwild ist angeschossen sehr agressiv.
Die erfahren Hündin bewindet den ( nicht vorhandenen ) Anschuss, bögelt sich aber gleich ein und verfolgt eine imaginäre Fährte ca. 50 Meter in einen Fichtenaltholz- Bestand. Ruhig und Zielstrebig geht es weiter durch Farne und Buchenaltholzreste ehemals gefällter Baumriesen. Nach ca. 100 Meter- bis jetzt habe ich weder ein Wundbett noch Schweiss gesehen- kommen wir an eine alte Suhle, hier sind deutlich die Fährten der drei Sauen zu erkennen, 2 Sauen sind nach rechts , 1 Sau nach Links in die Buchenrauschen abgebogen. Welches ist die Kranke ? Nach rechts oder nach links....Die Hündin entscheidet sich für die einzelne nach Links verlaufende Fährte . Ich sehe immer noch keinen Schweiss, das dichte Laubwerk macht mir mit der Waffe so meine Schwierigkeiten . Die Hündin wartet aber immer wieder auf mich. Einer ehemalige Rückeschneise folgen wir ca. 20 Meter als die Hündin wieder in die Buchenrauchen eindringt. Nach weiteren 30 Metern bleibt die Hündin stochsteif stehen. Das ist für mich das Signal " Alter, da ist sie drin " Nun löse ich die Schweisshalsung, lade die Waffe durch und mit dem Kommando " voran " rauscht die Hündin in den urwaldähnlichen Baumbestand. Das Totverbellen meiner treuen Jagdgefährtin zeigt mir an: Sau Tot, wir sind am Ziel. Mein Schuss aus der 8x68 S lässt meinen Jagdfreund heraneilen. Ich überreiche ihm seinen Bruch, und gemeinsam brechen wir die Sau auf. Die Hündin erhält natürlich ihren Anteil an der Beute. Das Herz gehört ihr...
Lieber Karl, Waidmannsheil zu deinem Schwein, du hast es dir verdient.
Text und Bild©: Klaus Rohde www.112-magazin.de